Sudan: Streitkräfte übernehmen die Macht

DPA
KHARTUM
Veröffentlicht 11.04.2019 15:24
EPA

Drei Jahrzehnte lang war Omar al-Baschir (75) autoritärer Staatschef im Sudan, jetzt gibt es einen Machtwechsel. Die Streitkräfte übernehmen nach Angaben des Verteidigungsministers Awad Ibn Auf die Macht im Land.

Es werde eine von den Streitkräften geführte Übergangszeit von zwei Jahren geben, sagte er am Donnerstag in einer TV-Ansprache. Sudans Langzeitmachthaber Omar al-Baschir sei festgenommen worden.

Etliche Sudanesen waren schon vor dieser Mitteilung davon ausgegangen, dass Al-Baschir nicht mehr im Amt ist. Tausende Menschen gingen auf die Straße und feierten, wie ein dpa-Reporter berichtete. Etlich liefen demnach mit der Flagge Sudans durch die Straßen oder riefen Parolen wie «endlich werden wir das Al-Baschir-Regime los». Tausende Menschen strömten auf den Platz vor der Zentrale der Streitkräfte in Khartum, auf dem Demonstranten seit Samstag mit einer Sitzblockade protestierten.

Einem staatlichen Medienbericht zufolge sollen alle politischen Gefangenen freigelassen werden. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur SUNA am Donnerstag ohne weitere Einzelheiten unter Berufung auf den Geheimdienst NISS. Es blieb zunächst offen, wie viele Häftlinge davon betroffen sein werden und wie schnell sie freigelassen werden sollen. Erst am Wochenende waren während der Proteste gegen die Regierung von Al-Baschir rund 2500 Menschen festgenommen worden.

Seit Monaten demonstrieren Zehntausende gegen den Langzeitpräsidenten, der das Land im Nordosten Afrikas seit 1989 mit harter Hand regiert. Ausgelöst wurden die Demonstrationen durch die schwere Wirtschaftskrise, in der sich das Land seit Jahren befindet - vor allem wegen der Abspaltung des ölreichen Südsudans 2011. Ende vergangenen Jahres kürzte die Regierung dann Benzin- und Brotpreise. Tausende protestierten dagegen in mehreren Städten.

Doch die Proteste richteten sich zunehmend gegen den 75 Jahre alten Präsidenten selbst. Al-Baschir versuchte zunächst gegenzusteuern: Im Februar verhängte er einen Ausnahmezustand, löste seine Regierung und die der Bundesstaaten auf und erklärte, er würde als Chef der Regierungspartei zurücktreten. Dies entschärfte die Lage aber nicht.

Die Proteste spitzten sich seit dem Wochenende zu, Tausende Menschen versammelten sich täglich zu einer Sitzblockade vor der Zentrale der Streitkräfte, die auch gleichzeitig die Residenz von Al-Baschir ist. Sicherheitskräfte gingen teilweise mit scharfer Munition vor und töteten einem Ärzteverband zufolge mindestens 21 Menschen. Dabei stellten sich Angaben aus Khartum zufolge auch Teile der Streitkräfte auf die Seite der Demonstranten und lieferten sich Schusswechsel mit Sicherheitskräften.

Der Sudan ist einem UN-Index zufolge eines der 25 ärmsten Länder der Welt. Bis zur Abspaltung des Südsudans war die Wirtschaft stark vom Öl abhängig, dies machte der Weltbank zufolge die Hälfte der Staatseinnahmen und 95 Prozent der Exporte aus. Doch 2011 verlor der Sudan die meisten Ölfelder. In diesem Jahr wird laut des Internationalen Währungsfonds IWF mit einem Wirtschaftswachstum von -2,3 Prozent gerechnet. In dem Land, das etwa fünf Mal größer ist als Deutschland, leben rund 41 Millionen Menschen.

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