Trump vor der Krönung zum Kandidaten

AFP
WASHINGTON
Veröffentlicht 15.07.2016 00:00
Aktualisiert 15.07.2016 12:00
AP

Die heiße Phase des Kampfs um das Weiße Haus beginnt. Bei einem viertägigen Parteitag in der nächsten Woche in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio soll Donald Trump offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt werden. In der Woche danach werden die Demokraten nachfolgen und Hillary Clinton bei einem Parteitag in Philadelphia in das Rennen schicken. Ein Überblick zum Parteitag der Republikaner:

Steht die Nominierung von Trump fest?

So gut wie. Für die Nominierung werden 1237 Delegiertenstimmen gebraucht, der Immobilienmilliardär hat nach Zählung des Senders CNN 1542 beisammen. 1415 dieser Delegierten sind durch die Ergebnisse der Vorwahlen nach den geltenden Parteiregeln dazu verpflichtet, für Trump zu stimmen. Hinzu kommen 127 Delegierte, die zwar in ihrem Abstimmungsverhalten frei sind, aber ihr Votum für den Rechtspopulisten angekündigt haben.

Der Quereinsteiger hat allerdings nach wie vor viele Feinde in der Partei. Eine Initiative von Trump-Gegnern hofft deshalb, seine Nominierung im letzten Moment verhindern zu können. Dazu will sie per Regeländerung allen Delegierten die freie Wahl des Kandidaten ermöglichen. Die Initiative scheint chancenlos zu sein, könnte aber dennoch für erhebliche Unruhe sorgen.

Wieviel Streit könnte es also um Trump geben?

Nicht nur das Trump-Lager, sondern auch die Parteiführung wollen eine offene Kontroverse um den Kandidaten verhindern. Sie wollen deswegen die Initiative zur Freigabe der Wahl möglichst schon im Vorfeld abschmettern. Die Trump-Gegner brachten ihren Antrag in einen für die Parteiregeln zuständigen Ausschuss ein. In dem 112-köpfigen Gremium brauchten sie ein Viertel der Stimmen, um den Antrag beim Parteitag einbringen zu lassen. Ob sie die 28 Stimmen zusammenbringen würden, war am Donnerstag noch ungewiss.

Sollte der Antrag dem Parteitag vorgelegt werden, ist zwar zu erwarten, dass er dann dort abgeschmettert wird. Denn durch die Regeländerung würde das Ergebnis der monatelangen Vorwahlen im Handstreich für wertlos erklärt. Doch unabhängig von den Chancen der Initiative würde ein Parteitagsvotum über die Regeländerung heftige Debatten um Trump auslösen.

Wie sieht der Ablaufplan aus?

Rund 5000 Parteimitglieder werden erwartet und etwa 15.000 Mitarbeiter der Medien. Die Sitzungen finden von Montag bis Donnerstag größtenteils zur besten US-Fernsehsendezeit statt, wenn also in Deutschland bereits tiefe Nacht ist.

Der genaue Ablaufplan wurde bis Donnerstag noch nicht veröffentlicht, doch dürfte die Wahl des Kandidaten schon in einer frühen Phase der Versammlung stattfinden. Trump wird dann seine Kandidatenrede zum Abschluss des Parteitags halten.

Der Immobilienmogul macht den Parteitag zu einer Familienangelegenheit. Seine vier erwachsenen Kinder stehen auf der Rednerliste und seine Ehefrau Melania. Dagegen sind nur wenige prominente Republikaner als Redner vorgesehen.

Sprechen wird etwa der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, der Trump nur zögerlich seine Unterstützung ausgesprochen hatte, und der in den Vorwahlen unterlegene Senator Ted Cruz, mit dem sich Trump höchst erbitterte Auseinandersetzungen geliefert hatte.

Diverse Parteipromis nehmen gar nicht erst am Parteitag teil, darunter der Bush-Clan mit seinen beiden früheren Präsidenten.

Was wird sich draußen vor den Toren abspielen?

Tausende Menschen wollen in Cleveland gegen Trump demonstrieren. Aber auch Anhänger des Rechtspopulisten wollen auf die Straße gehen. Befürchtungen, dass es zu Gewaltausbrüchen kommen könnte, wurden durch die Ankündigung der radikalen Schwarzenorganisation New Black Panther Party geweckt, an den Protesten teilzunehmen. Hinzu kommt, dass in Ohio Waffen offen getragen werden dürfen.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind massiv. Kilometerlange Metallbarrieren werden in der Innenstadt errichtet, Demonstrationen dürfen dort nur in festgelegten Zonen stattfinden. In direkter Nähe des Tagungsorts der Republikaner, des Quicken-Loans-Basketballstadions, sind Kundgebungen verboten.

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