Das historische Friedensabkommen in Kolumbien

AFP
HAVANNA
Veröffentlicht 25.08.2016 00:00
Aktualisiert 25.08.2016 15:35
Kolumbiens FARC-Verhandlungsführer Ivan Marques links und Verhandlungsvertreter der Regierung Kolumbiens Humberto de la Calle rechts schütteln Hände während Kubas Außenminister Bruno Rodrigues zusieht. Reuters Foto
Kolumbiens FARC-Verhandlungsführer Ivan Marques (links) und Verhandlungsvertreter der Regierung Kolumbiens Humberto de la Calle (rechts) schütteln Hände während Kubas Außenminister Bruno Rodrigues zusieht. (Reuters Foto)

Der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Farc-Guerilla soll einen Schlussstrich unter den längsten Gewaltkonflikt in Lateinamerika setzen. Der Unterzeichnung des Abkommens gingen vierjährige Verhandlungen voraus, für Oktober ist ein Referendum über das Vertragswerk angesetzt. Die Vereinbarung umfasst sechs Kapitel:

Waffenruhe und Entwaffnung

Kolumbiens Regierung und die Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) verständigten sich im Juni auf einen definitiven Waffenstillstand und die Entwaffnung der Rebellen. Die rund 7000 Farc-Kämpfer müssen nun ihre Verstecke verlassen und ihre Waffen in Lagern unter Aufsicht der Vereinten Nationen abgeben. Die UNO überwacht das Waffenstillstandsabkommen.

Gerechtigkeit für die Opfer

Sondergerichte sollen über Verbrechen urteilen, die beide Seiten im Verlauf des Konflikts begangen haben. Sowohl Guerilleros als auch staatliche Sicherheitskräfte sollen zur Rechenschaft gezogen werden. 48 Richter, unter ihnen zehn ausländische Juristen, sollen schwerwiegende Straftaten wie Morde, Entführungen, Vergewaltigungen, Folter und Vertreibungen untersuchen. Den Tätern drohen bis zu 20 Jahre Haft. Für weniger schwere Vergehen soll es eine Amnestie geben.

Drogenhandel

Der Drogenhandel heizte den Konflikt in Kolumbien seit den 80er Jahren zusätzlich an. Im Mai 2014 erklärten sich die Rebellen bereit, den Anbau von Drogen in den von ihr kontrollierten Gebieten zu stoppen. Die Regierung kündigte an, Bauern zu unterstützen, die auf den illegalen Anbau von Pflanzen wie Koka - den Rohstoff für Kokain - verzichten. Zudem sollen Gesundheitsprogramme für Abhängige ins Leben gerufen werden. Kolumbien zählt zu den größten Drogenproduzenten der Welt.

Politik ohne Waffen

Aus der Farc-Guerilla wird nun eine politische Bewegung, die auch bei Wahlen antreten darf. Vertretern der Rebellen werden vorübergehend einige der 268 Sitze im Kongress garantiert. Die Regierung sagte außerdem zu, Repräsentanten der Farc vor Angriffen zu schützen. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre waren fast 3000 Mitglieder der Farc-nahen Unión Patriótica von rechten Paramilitärs ermordet worden.

Landreform

Die Farc-Guerilla wurde 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und zur Verteidigung armer Bauern gegründet, die auch Opfer von staatlicher Gewalt wurden. Eine Landreform soll der verarmten Landbevölkerung nun zu einem besseren Zugang zu Ackerland und zu Krediten verhelfen. Um diesen Punkt des Abkommens umzusetzen, sind millionenschwere Investitionen nötig.

Referendum

Das Friedensvertrag muss noch von der kolumbianischen Bevölkerung abgesegnet werden. Das Abkommen kann nur in Kraft treten, wenn die Wähler ihm in einem Referendum am 2. Oktober mehrheitlich zustimmen.

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