Clinton legt nach Schwächeanfall bei Gedenkfeier Wahlkampfpause ein

AFP
NEW YORK
Veröffentlicht 12.09.2016 00:00
Aktualisiert 12.09.2016 13:56
AFP

Nach ihrem Schwächeanfall bei der 9/11-Gedenkfeier und der Diagnose Lungenentzündung legt Hillary Clinton eine kurze Wahlkampfpause ein. Die US-Präsidentschaftskandidatin sagte am Montag Termine in Kalifornien ab. Spekulationen um ihren Gesundheitszustand trat ihr Wahlkampfteam jedoch entgegen. Nach Angaben ihrer Ärztin leidet Clinton seit einigen Tagen an einer Lungenentzündung. Nach der Einnahme eines Antibiotikums gehe es ihr aber schon wieder besser.

"Ich habe sie eben untersucht, und sie erholt sich gut", erklärte Clintons Ärztin Lisa Bardack am Sonntagabend. Bei der 68-Jährigen sei am Freitag eine Lungendiagnose diagnostiziert worden. Clinton sei ein Antibiotikum verschrieben worden, "und ihr wurde geraten, sich zu schonen und ihre Terminplanung anzupassen". Trotzdem absolvierte Clinton am Freitag noch mehrere anstrengende Termine, darunter eine zweistündige Besprechung zur nationalen Sicherheit.

Die Gedenkfeier zum 15. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in New York musste sie am Sonntag dann wegen des Schwächeanfalls vorzeitig verlassen. Auf einem im Internet veröffentlichten Amateurvideo von dem Vorfall am Ground Zero ist zu sehen, wie Clinton schwankend vor dem Fahrzeug steht, das sie wegfahren soll. Sie scheint zu stolpern, wird jedoch von Mitarbeitern gestützt.

Nach einer Pause in der Wohnung ihrer Tochter kehrte Clinton in die Kameras winkend in die Öffentlichkeit zurück. "Ich fühle mich großartig", sagte sie. "Es ist ein wunderschöner Tag in New York."

Einen für Montag und Dienstag geplanten Besuch in Kalifornien sagte Clinton dann aber ab, wie ihr Sprecher mitteilte. Clinton hatte in Kalifornien vor allem Spenden für ihren Wahlkampf eintreiben wollen. Ob Clinton acht Wochen vor der Präsidentschaftswahl stattdessen Wahlkampftermine näher an ihrem Zuhause in Chappaqua nördlich von New York absolvieren und am Mittwoch wie geplant nach Las Vegas reisen wird, war zunächst unklar.

Clintons republikanische Wahlkampfgegner versuchen bereits seit einiger Zeit, Gerüchte über eine angebliche schwere Erkrankung Clintons zu streuen. Der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, ein Unterstützer des republikanischen Kandidaten Donald Trump, hatte wiederholt gesagt, Clinton sei müde und sehe krank aus. Trumps Sprecherin Katrina Pierson bescheinigte Clinton vergangenen Monat gar Dysphasie, eine Krankheit, bei der das Sprachverständnis eingeschränkt ist.

Trump reagierte am Sonntag nicht auf den Zwischenfall - beide Kandidaten hatten aus Respekt vor den Anschlagsopfern eine kurze Wahlkampfpause eingelegt. Aber zuvor hatte der 16 Monate ältere Trump seine Rivalin immer wieder wegen ihrer angeblich fragilen Gesundheit attackiert. Er sagte etwa, sie sei "nicht stark genug, um Präsidentin zu sein" und ihr fehle die "geistige und körperliche Stärke" für den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Clinton hatte zum Ende ihrer Amtszeit als Außenministerin eine Reihe gesundheitlicher Probleme. Im Zusammenhang mit einem Magen-Darm-Infekt fiel sie im Dezember 2012 in Ohnmacht. Bei dem Sturz zog sie sich eine Gehirnerschütterung und ein Blutgerinnsel zu und musste operiert werden.

Die Gerüchte über ihre angeblich schlechte Gesundheit konnte Clinton seither nicht zerstreuen. Im Internet gibt es zahlreiche Einträge, in denen ihr ein Gehirntumor, Parkinson oder Demenz nachgesagt werden. Einige schreiben Clinton "anfallartige" Gesichtsausdrücke zu, andere meinen Zuckungen zu erkennen.

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