Raketen-Fehlalarm sorgt in Hawaii für Verwirrung und Panik

AFP
HONOLULU, USA
Veröffentlicht 14.01.2018 00:00
Aktualisiert 14.01.2018 11:35
AFP

Ein Fehlalarm vor einem Raketenangriff hat am Samstag die Menschen in Hawaii in Verwirrung und Panik versetzt. Kurz nach 08.00 Uhr verschickte der Katastrophenschutz des US-Bundesstaats (EMA) eine automatische Nachricht auf alle aktivierten Handys, in der er vor einer ballistischen Rakete im Anflug warnte und ausdrücklich versicherte, es handele sich nicht um eine Übung. Knapp 40 Minuten später kam Entwarnung: Ein EMA-Mitarbeiter habe den "falschen Knopf" gedrückt.

Smartphone-Besitzer auf dem gesamten Pazifik-Archipel wurden am Morgen von der Push-Benachrichtigung in Großbuchstaben aufgeschreckt: "Bedrohung durch ballistische Rakete Richtung Hawaii. Suchen Sie sofort Schutzraum auf. Das ist keine Übung." Viele Menschen folgten sofort der Aufforderung und suchten in Panik nach Schutzmöglichkeiten - in Kellern, Badewannen, Schächten oder unter Matratzen. Fernseh- und Radiosender verbreiteten die Nachricht weiter, Nutzer von sozialen Netzwerken stellten sie ins Internet.

Obwohl Hawaiis Gouverneur David Ige, das Pazifik-Kommando der US-Streitkräfte und die EMA schon kurz darauf von einem Fehlalarm sprachen, dauerte es fast 40 Minuten, bis auf den Smartphones Entwarnung gegeben wurde. Nach Angaben der EMA hatte ein Mitarbeiter während der Routinekontrolle des Systems nach einem Schichtwechsel versehentlich "den falschen Knopf gedrückt".

In der Bevölkerung von Hawaii löste der Fehlalarm vor dem Hintergrund der jüngsten Spannungen mit Nordkorea Panik aus. Pjöngjang hatte Ende November nach dem Test einer ballistischen Rakete mit besonders großer Reichweite erklärt, das gesamte US-Gebiet könne nun Zielscheibe nordkoreanischer Atomsprengköpfe werden. Daraufhin hatte Hawaii im vergangenen Monat zum ersten Mal seit dem Ende des Kalten Krieg Sirenen getestet, die vor einem Atomangriff warnen.

Viele Menschen suchten in Panik nach Schutzmöglichkeiten. "Das war der schlimmste Moment in meinem Leben", berichtete die hawaiianische Abenteuerreisende Alison Teal der Nachrichtenagentur AFP. "Erst kürzlich sagte man mir, dass es 20 Minuten dauert, bis eine Rakete aus Nordkorea hier einschlägt", fügte sie hinzu. Sie habe auf ihren Reisen schon viele "beängstigende Situationen" erlebt, doch nichts sei so schrecklich wie eine Rakete, die "alle, die Du kennst und liebst" töten könnte.

Die 28-jährige New Yorkerin Lauren McGowan machte gerade Urlaub auf Maui, als die Warnung auf ihrem Smartphone aufblinkte. Mitarbeiter des Hotels hätten sie und andere Gäste sofort in den Keller geschickt, doch niemand habe eigentlich gewusst, "was da eigentlich vor sich geht". Twitter-Nutzer Andy Priest schrieb, seine Eltern dachten schon, ihre letzte Stunde sei geschlagen - sein Vater habe daraufhin gesagt, er wolle mit dem Blick auf den Ozean sterben.

Auch einige Profigolfer beim internationalen PGA-Turnier in Honolulu waren aufgeschreckt. "Unter Matratzen in der Badewanne zusammen mit meiner Frau, dem Baby und den Schwiegereltern", schrieb US-Golfer John Peterson auf Twitter. "Bitte, lieber Gott, lass diese Bombendrohung nicht echt sein".

Mehrere hawaiianische Politiker verurteilten den Fehlalarm, der demokratische Senator Brian Schatz bezeichnete ihn als "unentschuldbar". Das Weiße Haus erklärte, US-Präsident Donald Trump sei informiert. Es bezeichnete den Alarm als eine "Übung". Trump selbst äußerte sich zunächst nicht.

EMA-Chef Vern Miyagi entschuldigte sich für den von seiner Behörde verursachten "Kummer und die Sorgen". Das bisherige Verfahren werde ausgesetzt und überprüft, damit sich derartige Fehler nicht wiederholen, sagte er auf einer Pressekonferenz. Miyagi versicherte ebenso wie Gouverneur Ige, dass künftig das Alarmsystem nicht mehr nur von einem einzigen Mitarbeiter aktiviert werden kann. Laut Ige brauchte es bis zur Entwarnung so lange, weil der Fehlalarm nicht automatisch zurückgenommen werden konnte.

Der Gouverneur kritisierte auch das US-weite Alarmsystem Amber, über das die Warnung verschickt wurde. Dieses müsse "professioneller" werden und Schutzvorrichtungen erhalten, um derartige Irrtümer auszuschließen.

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