Japanischer Kaiser Akihito deutet Wunsch nach Abdankung an

REUTERS
TOKIO
Veröffentlicht 08.08.2016 00:00
Aktualisiert 12.08.2016 15:49
EPA

Erstmals in der jüngeren Geschichte Japans deutet sich die Abdankung des Kaisers an. In einer seltenen Fernsehansprache erklärte der 82-jährige Monarch Akihito am Montag, seine Kraft lasse allmählich nach. Er sei besorgt, ob er seine Pflichten wie bisher erfüllen könne. Der Kaiser erklärte allerdings nicht direkt, dass er abdanken wolle. Dies könnte als unzulässige Einmischung in die Politik verstanden werden und ist im Gesetz auch nicht vorgesehen. Der öffentlich-rechtliche Sender NHK hatte im Juli berichtet, Akihito wolle in wenigen Jahren abdanken. Der Kaiser hat bereits eine Herzoperation hinter sich und ist wegen Prostatakrebs behandelt worden.

Japanische Kaiser wurden früher als gottgleich verehrt. Während Umfragen zufolge die meisten Japaner Verständnis für eine Abdankung hätten, sind viele Anhänger der konservativen Partei LDP von Regierungschef Shinzo Abe dagegen. Sie fürchten eine Debatte darüber, ob auch Frauen den Thron besteigen dürfen sollen. Dies wäre für Traditionalisten ein Tabubruch. Abe erklärte nach der Rede, er nehme Akihitos Äußerungen ernst. Man müsse darüber nachdenken, was angesichts seines Alters getan werden könne.

Gesetzesänderung könnte Abdankung ermöglichen

Akihito hat seine Verpflichtungen als Monarch zuletzt zurückgefahren und wird öfter von Kronprinz Naruhito vertreten. Der 56-Jährige hat eine Tochter. In der aktuellen Thronfolge wird nach Naruhito dessen Bruder Akishino Kaiser, der nächste ist Naruhitos Neffe, der neunjährige Hisahito. Der japanische Kaiser verfügt über keine politische Macht. Er ist aber laut Verfassung ein Symbol für den Staat und für die Einheit des Volkes.

In der Rede deutete Akihito auch Zweifel an, ob seine Aufgaben im Rahmen der bestehenden Gesetze an seinen Sohn übertragen werden können, falls er sie selbst nicht mehr erfüllen kann. Eine Lösung könnte Experten zufolge sein, das Gesetz über den kaiserlichen Haushalt zu ändern oder mit einem Sondergesetz die Abdankung zu ermöglichen.

Es war das zweite Mal überhaupt, dass sich Akihito in einer Fernsehansprache an das Volk wandte. Einen derartigen Auftritt gab es bisher nur nach der Tsunami-Katastrophe im März 2011.

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