Jakarta: Flugzeug mit mehr als 180 Menschen abgestürzt

AFP
JAKARTA
Veröffentlicht 29.10.2018 00:00
Aktualisiert 30.10.2018 11:22
AP

Beim Absturz eines Billigfliegers in Indonesien sind wahrscheinlich alle 189 Insassen an Bord ums Leben gekommen. Die Passagiermaschine der Fluggesellschaft Lion Air verschwand am Montag 13 Minuten nach dem Start in der indonesischen Hauptstadt Jakarta vom Radar und stürzte aus noch ungeklärter Ursache ins Meer. Kurze Zeit vorher bat die Besatzung, zum Flughafen Jakarta zurückkehren zu können. Die Boeing 737 MAX war erst im August in Betrieb genommen worden.

Der Kontakt mit der Maschine brach nach Angaben des Verkehrsministeriums gegen 06.30 Uhr morgens (00.30 Uhr MEZ) ab. Laut mehreren auf Flugdaten spezialisierten Internetseiten beschleunigte die Maschine kurz vorher nochmals, während sie gleichzeitig an Höhe verlor. Augenzeugen berichteten, wie sie offenbar kurz darauf ins Meer stürzte.

Das Flugzeug sei in 30 bis 40 Meter tiefes Wasser gestürzt, sagte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur AFP. Auf Videoaufnahmen von der Unglücksstelle in der Javasee waren große Treibstoffschlieren zu sehen. Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde veröffentlichte Fotos von Trümmern, möglichen Teilen einer Rettungsrutsche und Überresten zerstörter Handys.

Inzwischen bargen Taucher auch die ersten sterblichen Überreste. Ihr Zustand lasse kaum noch Hoffnung, Überlebende zu finden, sagte der Leiter des Rettungseinsatzes, Bambang Suryo Aji. Rund 40 Taucher und 150 andere Bergungsspezialisten waren nach seinen Angaben an der Suche beteiligt.

Lion-Air-Chef Edward Sirait sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Unglücksmaschine sei vor kurzem wegen eines technischen Problems auf Bali repariert und anschließend nach Jakarta geflogen worden. Dort sei das Flugzeug vor dem Start am Montag erneut repariert worden. Um welches Problem es sich handelte, blieb zunächst unklar.

Die Maschine sollte von Jakarta nach Pangkal Pinang auf der Insel Bangka fliegen, von wo aus sich sonnenhungrige Urlauber häufig auf die nahe gelegene Insel Belitung aufmachen. An Bord befanden sich nach Angaben der indonesischen Behörde für Verkehrssicherheit insgesamt 189 Menschen - 178 erwachsene Passagiere, ein Kind, zwei Babys, zwei Piloten und sechs Flugbegleiter.

Unter den Passagieren waren demnach ein Italiener sowie rund 20 Mitarbeiter des indonesischen Finanzministeriums. Ein halbes Dutzend von ihnen waren Kollegen von Sony Setiawan, der ebenso wie sie normalerweise einmal wöchentlich den Flug nimmt, dieses Mal aber im Stau von Jakarta stecken geblieben war und deshalb mit der nächsten Maschine nachkommen musste.

Er habe von dem Unglück erst nach seiner Ankunft in Pangkal Pinang erfahren, sagte Setiawan der Nachrichtenagentur AFP. "Meine Familie stand völlig unter Schock, meine Mutter weinte - aber ich konnte ihnen sagen, dass ich wohlauf bin. Ich bin dankbar", sagte er. Aber gleichzeitig sei er traurig: "Ich weiß, dass meine Freunde in der Maschine saßen".

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach dem indonesischen Staatschef Joko Widodo und seinem Land ihr "tief empfundenes Beileid" aus. "Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und ihren Familien", erklärte sie in einem Kondolenztelegramm an den Präsidenten.

Der indische Pilot und sein Co-Pilot der Maschine verfügten laut Airline über mehr als 11.000 Stunden Flugerfahrung. Erst kürzlich hätten sie sich zudem einer Gesundheitskontrolle unterzogen.

Der US-Flugzeugbauer Boeing bot technische Unterstützung bei der Untersuchung der Absturzursache an. Nach Informationen der Internetseite airlineratings.com hatte Boeing im Mai 2017 die Auslieferung ihres neuesten Typs 737 Max 10 an Fluglinien wegen Triebwerksproblemen kurzzeitig wieder ausgesetzt.

Im Inselstaat Indonesien sind Flugzeuge ein wichtiges Transportmittel. Seit rund zehn Jahren steigt die Zahl der Inlandsflüge stetig an. Zu den Gewinnern des boomenden Markts gehört auch Lion Air: Erst vor wenigen Monaten hatte der stark expandierende Billigflieger den Kauf von 50 Boeing 737 MAX 10 für umgerechnet 5,48 Milliarden Euro angekündigt.

Doch ebenso wie andere indonesische Fluglinien waren auch Maschinen von Lion Air in den vergangenen Jahren immer wieder in Zwischenfälle verwickelt: Dazu zählten der Absturz sowie ein Zusammenstoß zweier Lion-Air-Maschinen im Jahr 2014 auf dem Flughafen von Jakarta.

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