Sri Lanka: Mob zündet Fabrik von muslimischen Unternehmer an

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 16.05.2019 11:45
Aktualisiert 18.05.2019 12:14
Reuters

Ein wütender Mob hat am Dienstag eine Fabrik in Sri Lanka angezündet, die einem muslimischen Unternehmer gehört. Damit geht die Gewaltspirale seit den Bombenanschlägen an Ostern weiter.

In den Videoaufnahmen von BBC ist zu sehen, wie die Fabrik nordöstlich der Hauptstadt Colombo in Flammen steht und fast vollkommen abgebrannt ist.

Ein Tag zuvor war bereits ein 45-jähriger Muslim durch einen mit Macheten bewaffneten Mob getötet worden, als er in seiner Tischlerei im Bezirk Puttalam tätig war. Die Unruhen am Montag veranlassten die Regierung, eine weitere landesweite Ausgangssperre zu verhängen und die sozialen Medien vorübergehen zu blockieren.

Der Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcom Ranjith, hat indes die anti-muslimischen Angriffe im Land verurteilt und alle ethnischen und religiösen Gruppen zum Zusammenhalt aufgerufen. Zu den Muslimen in Sri Lanka sagte er: „Habt keine Angst vor solchen böswilligen Angriffen und seid geduldig."

„Wir müssen ein neues Sri Lanka aufbauen, in dem alle Ethnizitäten und Religionen zusammenleben", so Ranjith. Er bezog sich dabei auf die multikulturelle Gesellschaft des Landes, die aus Muslimen, Christen, Buddhisten und Hindus verschiedener Ethnien besteht. Er bezeichnete die Angriffe an Ostern als ein „übles Kapitel" in der Geschichte Sri Lankas und warnte die Nation vor emotionalen Reaktionen, die die Situation außer Kontrolle bringen könnten.

Die Behörden haben bisher 74 Personen festgenommen, darunter drei Vorsitzende von NGOs, die im Verdacht stehen, an den Angriffen gegen Muslime beteiligt gewesen zu sein oder aktiv dazu angestiftet zu haben.

Seit den Anschlägen vom 21. April ist die Situation in dem mehrheitlich buddhistischen Land angespannt. An Ostern hatten sieben Selbstmordattentäter drei Kirchen und drei Luxushotels angegriffen und dabei Dutzende Menschen getötet. Die Terrororganisation Daesh reklamierte die Angriffe für sich. Doch die Regierung Sri Lankas macht die die Terrorgruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ) für die Anschläge verantwortlich - glaubt aber, dass sie Unterstützung aus dem Ausland bekam.

Moscheen und andere Gebäude von Muslimen stehen seit den Osterangriffen unter ständiger Bedrohung und wurden bereits mehrmals angegriffen. Für die Anschläge sind vor allem Gruppen singhalesischer Buddhisten verantwortlich.

In Sri Lanka leben rund 21 Millionen Menschen. Die Muslime machen etwa 9 Prozent der Bevölkerung aus und leben hauptsächlich im Osten und Zentrum des Landes.

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