Niederlande zu 30 Prozent mitverantwortlich für Tod von Muslimen in Srebrenica

DAILY SABAH MIT DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 27.06.2017 00:00
Aktualisiert 27.06.2017 14:39
Reuters

Mehr als 20 Jahre nach den Massakern an Muslimen im bosnischen Srebrenica hat ein niederländisches Gericht die Niederlande für den Tod von 350 Opfern mitverantwortlich gemacht.

Die Angehörigen der Opfer verklagten die Niederlande aufgrund der Rolle der niederländischen UN-Soldaten, die damals die bosnische Enklave Srebrenica und tausende Flüchtlinge schützen sollten. Doch im Juli 1995 ergaben sie sich kampflos beim Sturm serbischer Einheiten. Die Militärs unter dem Kommando des serbischen Generals Ratko Mladic ermordeten anschließend etwa 8000 muslimische Männer und Jungen. Das Massaker von Srebrenica gilt als schlimmster Völkermord auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg.

In der ersten Instanz hatte das Gericht die Niederlande ausdrücklich nicht für den Fall der Enklave und den Tod aller Opfer verantwortlich gemacht. Doch die Soldaten hätten unrechtmäßig an der Deportation von mehr als 300 Männern von ihrem Militärgelände mitgewirkt. Dabei, so urteilten die Richter, gab es bereits Signale von Massenerschießungen. „Man kann mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass diese Männer am Leben geblieben wären, wenn Dutchbat ihnen gestattet hätte, auf dem Militärgelände zu bleiben", hieß es in der Urteilsbegründung.

Im Srebrenica und den umliegenden Dörfern lebten zum größten Teil Muslime. Die Enklave war 1992 bis zum Massaker unter militärischer Besetzung, ein paar Monate vor dem Ende des Konflikts durch internationale Vermittlung.

Für den Völkermord muss sich Ex-General Mladic in Den Haag vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten. Ende 2017 wird das Urteil erwartet. Als politisch Verantwortlicher war Ex-Serbenführer Radovan Karadzic bereits zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

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