Bosnien-Herzegowina: Serbischer Nationalist Dodik gewinnt Wahlen

AFP
SARAJEVO
Veröffentlicht 08.10.2018 00:00
Aktualisiert 09.10.2018 11:04
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Bei den Wahlen im Vielvölkerstaat Bosnien-Herzegowina hat der Nationalist Milorad Dodik den für die Serben reservierten Sitz im dreiköpfigen Staatspräsidium gewonnen. Der Politiker, der sich für eine Abspaltung der Republik Srpska von Bosnien einsetzt, erhielt bei der Wahl am Sonntag rund 55 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission unter Berufung auf Teilergebnisse erklärte.

Den für die bosnischen Muslime reservierten Sitz im Staatspräsidium gewann der konservative Kandidat Sefik Dzaferovic, der im Wahlkampf ebenfalls nationalistische Töne angeschlagen hatte. Den für die Kroaten reservierten Sitz gewann der Sozialdemokrat Zeljko Komsic, der sich gegen den Rechtsnationalisten Dragan Covic durchsetzte.

Der Balkanstaat hat ein höchst komplexes politisches System. Es wurde im Friedensvertrag von Dayton festgelegt, der den Bosnien-Krieg (1992 bis 1995) beendete. Bosnien-Herzegowina setzt sich zusammen aus der serbischen Teilrepublik Srpska und der muslimisch-kroatischen Föderation Bosnien und Herzegowina.

Der Bundesstaat Bosnien-Herzegowina wird vom dreiköpfigen Staatspräsidium vertreten, das unter anderem für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständig ist. Die weitaus größeren Befugnisse - etwa Wirtschaftspolitik, innere Sicherheit und Bildung - liegen bei den weitgehend autonomen Teilentitäten.

Der Serbe Dodik, der jetzt in das Staatspräsidium gewählt wurde, steht schon seit 2006 an der Spitze der Teilrepublik Srpska. Er hat Bosnien-Herzegowina in der Vergangenheit als "gescheiterten Staat" bezeichnet und will ein Referendum über eine Abspaltung der Teilrepublik Srpska abhalten.

Die Hälfte der 3,5 Millionen Einwohner des Landes sind Muslime, rund 30 Prozent sind ethnische Serben.

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