„Bild“ übt Selbstjustiz – Gesichter von angeblichen G20-Krawallmachern veröffentlicht

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 12.07.2017 00:00
Aktualisiert 12.07.2017 12:00
Titelblatt der Bild-Ausgabe vom Montag 10.07.2017 Gesichter unkenntlich gemacht
Titelblatt der Bild-Ausgabe vom Montag 10.07.2017 (Gesichter unkenntlich gemacht)

Der G20-Gipfel ist vorbei, so auch die Demos und Krawallen, aber die Folgen sind immer noch spürbar und die politischen sowie medialen Diskussionen dauern immer noch an. Eine dieser Diskussionen dreht sich aktuell um die Zeitungs-Hetze regierungsnaher Blätter gegen vermeintliche Täter oder Krawallmacher – ohne dass ein gerichtliches Urteil vorliegen würde oder eine rechtliche Grundlage gegeben ist. Im Gegensatz dazu gibt es volle Rückendeckung für die Gangart der Polizei und Haltung der Bundesregierung.

Christian Buß spricht in einem Kommentar der „Spiegel-Online" von Umständen wie im „Wilden Westen", die scheinbar rechtsstaatliche Prinzipien zunichte gemacht hätten. Man maße sich damit an, die Gewaltenteilung zu missachten. „Da ist jeder Cowboy Gesetzgebung, Rechtsprechung und Exekutive in Personalunion."

Denn die „Bild" fahndete jüngst einseitig gegen Personen, die sie selbst, einfach mal so, für kriminell erklärte. Die Fotos von insgesamt 18 Personen unter der Überschrift „Gesucht!" wurden vergangenen Montag und Dienstag auf den Titelblättern abgebildet. Diese sollen angeblich während des G20-Gipfels randaliert haben. Damit verletzte die „Bild" Persönlichkeitsrechte, denn eine öffentliche Fahndung ist nur in schweren Tatfällen zulässig und auch nur, wenn bereits ein gerichtlicher Beschluss vorliegen würde. Beides ist in dem Fall nicht gegeben.

Laut der „Bild" hat sich bereits ein 19-jähriger Junge gestellt, der noch „bei seiner Oma wohnt", wahrscheinlich aus Angst. Die Chefredakteurin der „Bild", Tanit Koch ist scheinbar noch stolz darauf, denn sie verteidigte die Berichterstattung, diese würde im öffentlichen Interesse geschehen.

Ob die „Bild" mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen hat, ist fraglich. Hoffen kann sie mit Sicherheit auf die Unterstützung der Union, die gerne ihre blinde Solidarität an den Tag legt, wenn eigene Interessen mit im Spiel sind.

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