Nach Asyl-Skandal: Flüchtlingsamt überprüft 13 Außenstellen

AFP
BERLIN
Veröffentlicht 20.05.2018 00:00
Aktualisiert 20.05.2018 10:02
DPA

Nach dem Asyl-Skandal in Bremen überprüft das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) laut einem Zeitungsbericht 13 weitere Außenstellen. Diese seien aufgefallen, weil es dort bei der Bearbeitung von Asylanträgen im Vergleich zu anderen Dienststellen Abweichungen "nach oben oder unten" gegeben habe, berichtete die "Bild am Sonntag". Insgesamt sollten 8000 Anträge noch einmal überprüft werden.

Weiter hieß es in dem "BamS"-Bericht, Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) habe den für Migration und das Bamf zuständigen Abteilungsleiter inzwischen ausgetauscht. Im April war bekannt geworden, dass die frühere Leiterin der Bremer Bamf-Außenstelle in 1200 Fällen Asylanträge zu Unrecht bewilligt haben soll. Gegen die frühere Leiterin und fünf weitere Beschuldigte, darunter ein Dolmetscher und drei Anwälte, wird deshalb ermittelt.

Bamf-Chefin Jutta Cordt sagte am Freitag, rund 18.000 positive Asylbescheide würden nochmals überprüft. Nach ihren Angaben wird die Überprüfung aller Bremer Verfahrensakten seit dem Jahr 2000 ungefähr drei Monate dauern.

Die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntagsausgaben) berichteten derweil, das Bamf wolle die Qualität der Sprachübersetzungen in Asylverfahren erhöhen. Dazu habe die Behörde unter anderem Dolmetscher-Schulungen auf den Weg gebracht. Hintergrund für die Maßnahme sei Kritik an mangelnder fachlicher Ausbildung vieler Übersetzer, die eine erhebliche Rolle bei der Entscheidung von Asylanträgen spielten.

Im April hatte das Bundesamt die Zusammenarbeit mit mehr als 2000 Dolmetschern beendet, weil sie aus Sicht der Behörde nicht neutral oder vertrauenswürdig erschienen, unpünktlich waren oder Standards nicht einhielten. Auch in die Affäre um mutmaßlich manipulierte Asylentscheidungen in Bremen soll ein Dolmetscher verwickelt sein.

Derzeit arbeiten laut Funke Medien rund 5.800 Dolmetscher im Auftrag des Bundesamtes. Nur rund 620 seien vor Gericht vereidigt. Mehrere Übersetzer berichteten den Funke-Zeitungen von mangelnder Einarbeitung, schlechter Bezahlung und Stresssituationen. Sie gaben demnach an, nie eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht zu haben. "Ich bin einfach zum Amt gegangen und habe gesagt, ich möchte hier arbeiten", berichtete ein junger Mann aus Berlin. Einen Nachweis über seine Kenntnisse habe er nie erbringen müssen.

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen