Hunderte Rechtsextreme marschieren nach Tod von 35-Jährigem durch Chemnitz

AFP
CHEMNITZ
Veröffentlicht 27.08.2018 00:00
Aktualisiert 27.08.2018 09:47
AFP

Nach dem gewaltsamen Tod eines 35-Jährigen in Chemnitz sind hunderte mutmaßliche Rechtextreme durch die sächsische Stadt gezogen. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, wie die Polizeidirektion Chemnitz am Sonntagabend mitteilte. Rund 800 Menschen versammelten sich demnach am berühmten Karl-Marx-Monument und zogen dann durch die Innenstadt. Dabei wurden Flaschen in Richtung der Polizei geworfen.

Bei einer Rangelei wurde mindestens ein Beamter verletzt, wie eine Polizeisprecherin der Nachrichtenagentur AFP sagte. Angaben über mögliche Festnahmen konnte sie nicht machen. Der Polizei zufolge lagen zunächst vier Anzeigen vor: "Hierbei handelt es sich um zwei Anzeigen wegen Körperverletzung, eine Anzeige wegen Bedrohung sowie eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte."

Laut der Zeitung "Freie Presse" folgten die Demonstranten dem Aufruf einer rechten Ultra-Fußballvereinigung, die auf Facebook dazu aufgerufen hatte, "zu zeigen, wer in der Stadt das sagen hat." Nutzer des Kurzbotschaftendienstes Twitter schrieben über Jagdszenen auf Migranten. Die Polizeisprecherin konnte diesbezüglich keine Angaben machen.

Offenbar war die Polizei zunächst mit der Situation überfordert: Die Beamten war nach eigenen Angaben zunächst "nur mit geringen Kräften vor Ort". Deswegen wurden Einsatzkräfte der sächsischen Bereitschaftspolizei nach Chemnitz verlegt. "Die Einsatzkräfte werden auch in der Nacht im Stadtgebiet präsent sein", erklärte die Polizeidirektion Chemnitz.

Auslöser der Proteste war der Tod eines 35-jährigen Deutschen in der Nacht auf Sonntag. Nach Angaben der Polizei war es gegen 03.15 Uhr zu einer "tätlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalitäten gekommen". Dabei wurden drei Männer im Alter von 33, 35 und 38 Jahren schwer verletzt. Der 35-Jährige erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen. Laut "Freie Presse" soll es sich bei der Tatwaffe um ein später gefundenes Messer handeln.

Die Polizei fasste nach eigenen Angaben zwei Männer, die sich vom Tatort entfernt hatten. Ob sie wirklich in den Streit involviert waren, war demnach aber zunächst unklar. Angaben über die Nationalität der Männer wurden zunächst nicht gemacht - ebenso wie über den Grund für die Auseinandersetzung. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz und die Polizeidirektion Chemnitz ermitteln wegen des Verdachts des Totschlags.

Die Polizei widersprach über Twitter Medienberichten, wonach es vor der Auseinandersetzung eine "Belästigung" gegeben habe. Dafür gebe es derzeit "keinerlei Anhaltspunkte".

Die Gewalttat ereignete sich nahe des Stadtfestes von Chemnitz. Dieses wurde am Sonntag wegen der Tat vorzeitig abgebrochen.

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