Vier Meter hohe goldene Erdoğan-Statue in Wiesbaden

DPA
WIESBADEN
Veröffentlicht 28.08.2018 00:00
Aktualisiert 29.08.2018 10:20
Reuters

Die Stadt Wiesbaden hat die als Teil eines Kunstfestivals aufgestellte Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan abbauen lassen.

Die Sicherheit habe nicht mehr gewährleistet werden können, teilte die Stadt am späten Dienstagabend ihre Entscheidung über Twitter mit. Die Feuerwehr rückte bereits kurz nach Mitternacht an, um die Statue mit einem Kran zu entfernen. Die Räumung des Platzes, auf dem die rund vier Meter hohe und goldfarbene Statue seit Montag stand, war nach Polizeiangaben ohne besondere Vorkommnisse verlaufen. Auch in der Nacht zum Mittwoch war es nach Polizeiangaben ruhig.

Am Dienstagabend hatten sich Anhänger und Gegner türkischen Präsidenten heftige Wortgefechte an der Statue geliefert. Ein Polizeisprecher berichtete von einer «leicht aggressiven Stimmung», jedoch blieb es demnach bei einem verbalen Schlagabtausch. Der «Wiesbadener Kurier» zitierte Ordnungsdezernent Oliver Franz jedoch mit den Worten, zu verbalen Auseinandersetzungen seien zunehmend Handgreiflichkeiten gekommen. «Auch Stichwaffen wurden gesichtet.»

Eine Kunstinstallation in Wiesbaden mit einer goldenen Statue des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat am Dienstag für Aufsehen gesorgt. Die etwa vier Meter große Figur war am Montag im Rahmen des Kunst- und Theaterfestivals Biennale aufgestellt worden.

Auch die Stadtverwaltung zeigte sich am Dienstag überrascht. Im Vorfeld der Biennale sei das Aufstellen einer «menschenähnlichen Statue» genehmigt worden, teilte sie mit. Es sei aber nicht klar gewesen, «dass es sich um eine Erdoğan-Statue handeln wird».

Erdoğan wird am 28. und 29. September zu einem Staatsbesuch in Berlin erwartet.

Der Wiesbadener Staatstheater-Intendant Uwe Eric Laufenberg verteidigte die Aktion als ein Statement für die freie Meinungsäußerung. «Wir haben die Statue aufgestellt, um über Erdoğan zu diskutieren», erklärte Laufenberg. «Das geht überall. Die Kunst ist dazu da, zu zeigen, wie es ist.» Das sei nicht immer leicht zu verstehen. «Aber in einer Demokratie muss man alle Meinungen aushalten.»

Einschreiten will die Stadt trotz der Proteste nicht, solange von der Kunstaktion keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht. Die Stadtregierung, der Magistrat, bekenne sich zur im Grundgesetz verankerten Kunstfreiheit, erklärten die Verantwortlichen. Es sei auch klar gewesen, dass die Biennale provoziere und diskussionswürdige Aktionen plane. Beamte von Stadt- und Landespolizei beobachteten die Situation vor Ort.

Zahlreiche Neugierige und Passanten nahmen am Vormittag das Kunstwerk auf dem zentral in der hessischen Landeshauptstadt gelegenen Platz der Deutschen Einheit in Augenschein. Es gab auch erregte Diskussionen. Einige Menschen meldet sich auch bei der Stadt. «Wir haben eine Reihe von irritierten Bürgern, die bei uns anrufen. Es ist für viele nicht erkennbar, dass es im Rahmen der Biennale läuft», sagte eine Sprecherin.

Auf der Statue waren am Dienstagvormittag einige Schmierereien und provokante Aufschriften zu erkennen - sie sind nicht Teil der Kunstaktion, sondern wurden erst später aufgebracht.

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