Hambacher Forst: Zehntausende bei Großdemonstration

AFP
BUIR
Veröffentlicht 06.10.2018 00:00
Aktualisiert 07.10.2018 12:12
EPA

Trotz des vorläufigen Rodungsstopps im Hambacher Forst haben dort erneut Umweltschützer gegen den Kohleabbau demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter, darunter Greenpeace und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), kamen am Samstag rund 50.000 Menschen zu der Großdemonstration in der Nähe von Buir. Sie sprachen von der "bislang größten Anti-Kohle-Demonstration im Rheinischen Revier". Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl hingegen deutlich niedriger.

Eine Polizeisprecherin sagte, die Zahl der ursprünglich erwarteten Teilnehmer von 20.000 sei auf dem Veranstaltungsgelände am frühen Nachmittag noch nicht erreicht worden. Allerdings gab es noch starken Zulauf zu der Demonstration.

BUND-Chef Hubert Weiger sprach von einem "starken Signal der Zivilgesellschaft für einen schnellen Kohleausstieg". Für die eingesetzte Kohlekommission gehe es nun darum, einen großen gesellschaftlichen Kompromiss für den schnellen Kohleausstieg und für zukunftsfähige Arbeitsplätze in den betroffenen Regionen zu verhandeln.

Auch Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser wertete die Großdemo am Hambacher Forst als "klares Signal Richtung Berlin". "Hunderttausende Menschen wollen, dass der Ausstieg aus der Kohle schon heute beginnt", erklärte Kaiser. Kein Wald, kein Dorf, keine Kirche dürften mehr für klimaschädliche Kohle geopfert werden.

Neben den großen Umweltverbänden hatten auch Initiativen wie Buirer für Buir, Campact und die Naturfreunde Deutschlands zu der Veranstaltung aufgerufen. Vor Ort auf einem großen Feld neben dem Wald herrschte Festival-Atmosphäre mit Ballons und Livemusik. Auf Bannern waren Losungen wie "Hände weg vom Hambacher Forst", "Kein Baum ist egal" und "Hambacher Wald bleibt! Kohlenausstieg jetzt!" zu sehen.

Die Polizei war mit verstärkten Kräften im Einsatz. Bis zum frühen Samstagnachmittag verlief die Veranstaltung den Angaben zufolge friedlich.

Angsichts des jüngsten Gerichtserfolges der Umweltschützer herrschte am Hambacher Forst nach Aussage von Greenpeace-Aktivisten "super Stimmung". Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte am Freitag einen Eilentscheid erlassen, wonach der Hambacher Forst nicht gerodet werden darf, bis über eine Klage des Umweltverbands BUND entschieden ist. Damit rechnet der Energiekonzern RWE, der den Wald abholzen will, um seinen angrenzenden Braunkohletagebau zu erweitern, aber nicht vor Ende 2020.

Greenpeace-Aktivistin Gesche Jürgens sagte am Samstag vor Ort, die Entscheidung des Gerichts sei "ein total tolles Signal an die Aktivisten, die hier schon seit Jahren wohnen".

Nach Angaben der Iniatiative "Ende Gelände" wurde auch ein bunt bemaltes Baumhaus mit zur Kundgebung gebracht. Das Baumhaus sei als Zeichen der Solidarität von der Initiative "Pödelwitz bleibt" gebaut worden. Pödelwitz ist ein von Abbaggerung bedrohtes Dorf im Leipziger Braunkohlerevier.

"In Deutschland sind immer noch mehrere tausend Menschen von Umsiedlung bedroht", erklärte "Ende Gelände"-Sprecherin Karoline Drzewo. "Kein weiteres Dorf darf für den Kohleabbau weichen, weder im Rheinland noch in den anderen Revieren."

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