Istanbul: Tausende Menschen bei Trauerfeier für Ägyptens Ex-Präsident Mursi

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 18.06.2019 16:01
Aktualisiert 19.06.2019 11:43
Reuters

Tausende Menschen haben am Dienstag bei einer Trauerfeier in Istanbul des früheren ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi gedacht.

Die Teilnehmer hielten bei dem Gebet in der Fatih-Moschee Fotos des ersten demokratisch gewählten Staatsoberhaupts Ägyptens hoch. Er war vor sechs Jahren vom ägyptischen Militär gestürzt worden und am Montag bei einer Gerichtsanhörung in Kairo zusammengebrochen und kurz darauf gestorben.

Unter den Teilnehmern waren Mahmud Hussein und andere Anhänger der Muslimbruderschaft, aus der Mursi stammte. Auch der ägyptische Oppositionelle Aiman Nur nahm an der Trauerfeier teil. Später am Nachmittag fand in derselben Moschee ein zweites Gebet in Gegenwart von Präsident Recep Tayyip Erdoğan statt. Dieser würdigte Mursi am Montag als Märtyrer und machte die "Tyrannen" in Kairo für seinen Tod verantwortlich.

AA"Ich möchte dem ganzen ägyptischen Volk meine Ehre erweisen und ihnen mein Beileid aussprechen." Erdoğan verurteilte den Westen für das Schweigen gegenüber dem Militärputsch gegen Mursi und der anschließenden Haftstrafe, wo er auch Folter erfuhren habe.

Mursi war am Montag während eines Gerichtsprozesses ohnmächtig zusammengebrochen und gestorben. Die ägyptische Staatsanwaltschaft ordnete nach eigenen Angaben eine Untersuchung an, um die Todesursache festzustellen. Das ägyptische Staatsfernsehen berichtete, Mursi sei an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben.

Er sei am Dienstag im Stadtteil Medinat Nasr im Osten der ägyptischen Hauptstadt im Beisein seiner Familie bestattet worden, sagte Anwalt Abdelmoneim Abdel Maksud der Nachrichtenagentur AFP.

Mursi war im Juni 2012 als erster frei gewählter Präsident des nordafrikanischen Landes an die Macht gekommen. Er wurde damals Nachfolger von Langzeitherrscher Husni Mubarak, der im Februar 2011 nach Massenprotesten auf dem Kairoer Tahrir-Platz abtreten musste. Mursi Amtsübernahme verband sich mit der Hoffnung, dass Ägypten nach Jahrzehnten der autoritären Herrschaft der Übergang in die Demokratie gelingen könnte. Diese Hoffnungen wurden jedoch bitter enttäuscht. Am 3. Juli 2013 griff das Militär unter Führung des heutigen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi ein. Nach einem Ultimatum setzte es Mursi bei einem Putsch ab und übernahm selbst die Macht am Nil. Proteste gegen den Sturz Mursis ließ die Armeeführung blutig niederschlagen.

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