Neue Streiks bei französischer Staatsbahn SNCF begonnen

AFP
PARIS
Veröffentlicht 01.06.2016 00:00
Aktualisiert 01.06.2016 19:52
Foto: AA/ Rodrigo Avellaneda
Foto: AA/ Rodrigo Avellaneda

Eineinhalb Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich sieht sich das Land vor erheblichen Herausforderungen: Am Dienstagabend begann ein neuer Streik bei der französischen Staatsbahn SNCF, der zu erheblichen Behinderungen im Zugverkehr führen dürfte. Staatschef François Hollande nannte derweil den Terrorismus als größte Bedrohung für die EM, die am 10. Juni beginnt. Auch die USA warnten vor erhöhter Terrorgefahr in Frankreich.

Zu Beginn am Dienstagabend betraf der Bahn-Streik nur wenige Zugverbindungen, am Mittwoch sollten aber rund die Hälfte der nationalen und regionalen Verbindungen betroffen sein. Landesweit werden nach SNCF-Angaben vom Dienstag nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge fahren.

Die Schnellzugverbindungen nach Deutschland sind von dem Streik nicht betroffen, gleiches gilt für den Eurostar nach Großbritannien. Dagegen wird es bei den Verbindungen in die Schweiz, nach Belgien, Spanien und Italien zahlreiche Ausfälle geben.

Mit den Streiks wollen die Gewerkschaften Druck bei Verhandlungen über die Arbeitsbedingungen im Bahnsektor allgemein und über Arbeitszeiten bei der SNCF ausüben. Hinzu kommt der Protest gegen eine von der französischen Regierung angestrebte Lockerung des Arbeitsrechts.

Der Bahn-Streik ist zunächst nicht befristet. Er folgt auf einen Streik in Belgien, der am Dienstag auch zur Streichung von Verbindungen nach Deutschland führte. Am Donnerstag wollen die Beschäftigten der Pariser Metro die Arbeit niederlegen, die Piloten der Fluggesellschaft Air France drohten mit einem längeren Streik in den kommenden Wochen.

Die Streik- und Protestwelle in Frankreich schürt die Sorge vor Behinderungen bei der am 10. Juni beginnenden Fußball-Europameisterschaft. Der Chef der einflussreichen Gewerkschaft CGT, Philippe Martinez, erklärte: "Wir werden die Menschen nicht daran hindern, Fußballspiele zu sehen, aber die Regierung muss bereit sein zu diskutieren. Alles liegt nun in ihren Händen."

Frankreichs Staatschef François Hollande sagte in einem Interview mit der Regionalzeitung "Sud Ouest" vom Mittwoch, er werde die Maßnahmen zur Lockerung des Kündigungsschutzes nicht zurückziehen. Die wahre Bedrohung für die EM sei aber "der Terrorismus" - ein Verweis auf die Sorge vor islamistischen Anschlägen während des Turniers.

Die US-Behörden warnten ihre Landsleute am Dienstag vor einer erhöhten Anschlagsgefahr während der EM in Frankreich. Fußballspiele und damit zusammenhängende Veranstaltungen seien "potenzielle Ziele für Terroristen", erklärte das US-Außenministerium am Dienstag in einer Aktualisierung seiner Reisehinweise für Europa.

EM-Stadien, Fanzonen und unabhängige Veranstaltungen, bei denen die Spiele übertragen würden, könnten in Frankreich und Europa zum Ziel für Terroristen werden, erklärte das Ministerium. Es warnte US-Bürger vor einer Anschlagsgefahr in ganz Europa, die für größere Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Einkaufszentren und Verkehrsmittel gelte.

Frankreich erwartet zur EM rund zwei Millionen Fußballfans. Im Stade de France in Saint-Denis im Norden der französischen Hauptstadt finden das Eröffnungsspiel und am 10. Juli das Finale statt. Das Stadion war eines der Ziele der Pariser Anschläge vom 13. November, bei denen islamistische Attentäter insgesamt 130 Menschen töteten.

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