Nach Brexit-Votum Kurseinbrüche zum Börsenstart in Europa erwartet

AFP
PARIS
Veröffentlicht 24.06.2016 00:00
Aktualisiert 26.06.2016 12:47
Foto: Reuters
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Nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, werden heftige Kursstürze beim Handelsstart an den europäischen Börsen erwartet. Der Finanzdienstleister CMC Markets erwartete für Freitagmorgen ein Minus von sechs Prozent beim Deutschen Aktienindex (Dax). Die Börse in London könnte demnach um sieben Prozent einbrechen. Der Finanzdienstleister ETX Capital sagte für London ebenfalls ein Minus von sieben Prozent voraus.

In den vergangenen Tagen hatte sich an den Märkten die Überzeugung ausgebreitet, dass die Briten für einen Verbleib in der EU stimmen würden. Laut der BBC lag am Morgen aber nach Auszählung fast aller Stimmen das Brexit-Lager uneinholbar vorn. In Asien und Australien sackten die Börsen bereits ab, als sich in der Nacht diese Entwicklung andeutete. Das Pfund rutschte auf den tiefsten Stand gegenüber dem Dollar seit 1985.

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, forderte rasches politisches Handeln. "Die Politik muss jetzt alles tun, um den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen", erklärte er am Morgen.

Großbritannien müsse "so weit wie möglich" in den europäischen Binnenmarkt integriert bleiben, forderte Fuest. "Es ist wichtig, die Verhandlungen darüber möglichst schnell zum Abschluss zu bringen, damit die Phase der Unsicherheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen möglichst kurz bleibt." Fuest bezeichnete den Sieg des Brexit-Lagers als "Niederlage der Vernunft".

Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, sagte "tiefgreifende Konsequenzen" für Großbritannien und Europa voraus, sowohl politisch als auch ökonomisch. Viel werde von den nun anstehenden Austrittsverhandlungen abhängen. "Am Ende wird hoffentlich klar sein, dass beide Seiten von einer schnellen Einigung nur profitieren können", mahnte er.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) nannte die Entscheidung der Briten "eine historische Zäsur". Der Brexit sei "ein großer Verlust für alle Beteiligten: Die Briten verlieren an Gewicht auf der weltpolitischen Bühne und zugleich ihren Zugang zum weltweit größten Binnenmarkt." Die EU wiederum müsse den Verlust "ihres wichtigsten Finanzplatzes" London und damit "ihres Tors zum Commonwealth sowie in die USA" hinnehmen.

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