Weitere Festnahmen nach Anschlag von Nizza

DPA
PARIS
Veröffentlicht 17.07.2016 00:00
Aktualisiert 18.07.2016 09:16
Gedenkstätte in Nizza (AFP Foto)

Im Zuge der Ermittlungen nach dem Anschlag von Nizza sind in Frankreich zwei weitere Personen festgenommen worden. Es handelte sich um einen Mann und eine Frau, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Justizkreise meldete.

Zugleich wurde bekannt, dass der Attentäter Mohamed Lahouaiej-Bouhlel den Tatort an der Promenade des Anglais am 12. und 13. Juli ausgekundschaftet habe.

Nach dem Anschlag mit mehr als 80 Toten waren schon die Ex-Frau des Attentäters und vier Männer aus seinem engeren Umfeld festgenommen worden. Sie sind weiter in Polizeigewahrsam.

Die ersten Vernehmungen der Festgenommenen hätten daraufhin gedeutet, dass sich der noch nicht als Extremist aktenkundige Täter in jüngster Zeit dem radikalen Islam zugewandt habe, berichtete AFP unter Berufung auf Polizeiquellen. Die Daesh nahestehende Nachrichtenagentur Amak bezeichnete den Tunesier am Samstag als "Soldat" der Daesh.

Der Attentäter war am Donnerstagabend mit einem gemieteten Lastwagen auf dem Küstenboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge gerast, die dort das Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag beobachtet hatte. Er wurde von der Polizei erschossen. Nach jüngsten Angaben vom Samstagabend wurden 303 Menschen verletzt. 121 lagen noch im Krankenhaus, 26 schwebten in Lebensgefahr.

Der 31-jährige Lieferwagenfahrer Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war bis zu seiner Tat nie als Extremist aktenkundig geworden. Nach Ansicht von Innenministers Bernard Cazeneuve könnte er sich aber sehr schnell radikalisiert haben. Menschen, die für die Botschaften der Daesh zugänglich seien, ließen sich für extrem brutale Aktionen gewinnen, ohne unbedingt dafür ausgebildet worden zu sein, sagte Cazeneuve laut AFP nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Samstag. Seit Freitag hatte es Berichte gegeben, dass der Mann gewalttätig und unbeherrscht war.

Cazeneuve rief am Samstagabend alle patriotischen Franzosen zum freiwilligen Polizeidienst auf. Jeder, der wolle, könne sich dieser operativen Reserve anschließen. Auf diese Truppe, die schnell mobilisierbar sei, könnten die Präfekten je nach Ereignissen und zur Sicherung von Orten und Veranstaltungen zurückgreifen.

In ganz Frankreich begann am Samstag eine dreitägige Staatstrauer. Am Montagmittag soll es eine Schweigeminute geben. Danach werde die Promenade des Anglais wieder ganz für den Verkehr geöffnet, teilte die Stadt Nizza mit.

Der Tunesier war am Donnerstagabend mit seinem 19-Tonner in den für LKW eigentlich verbotenen Boulevard eingebogen. Er legte 1,4 Kilometer zurück, bis er zu der Stelle kam, wo die Straße für die Feiern abgesperrt war. Er sei über den Bürgersteig gefahren, um die quer stehenden Streifenwagen zu umgehen. Am Steuer beschleunigte er und fuhr Zickzack, um möglichst viele Menschen zu treffen. Er wurde von der Polizei erschossen. Zwischen dem Eindringen in die Sperrzone und dem Ende der Fahrt vergingen laut Behörden nur 45 Sekunden.

Unter den Opfern von Nizza sind mehrere Ausländer. Unklar ist das Schicksal der drei vermissten Berlinerinnen. Das Auswärtige Amt hatte am Freitagabend nur bestätigt, dass unter den Verletzten eine Deutsche sei, ging aber generell davon aus, dass sich Deutsche unter den Todesopfern befinden. Berlin gedenkt an diesem Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Anschlags.

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