Putschversuch: EU-Vertreter räumt Fehler ein

REUTERS
BERLIN
Veröffentlicht 21.09.2016 00:00
Aktualisiert 22.09.2016 14:57
DPA

In einem Interview mit „Die Welt" gab der EU-Vertreter Jean Asselborn nun zu, dass die EU nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei nicht angemessen reagiert habe. Er sagt: „Wir haben die Tiefe der Wunde, die in der öffentlichen Meinung in der Türkei nach dem Militärschlag geschlagen wurde, nicht voll erkannt."

Der luxemburgische Außenminister räumte ein, dass die Menschen in der Türkei tief getroffen gewesen seien müssten. Mehr als 250 Personen seien in dieser Nacht ums Leben gekommen. Dass die Menschen, die auf die Straße gegangen sind, um sich gegen den Putsch zu stellen, sich gleichzeitig auch für die Demokratie entschieden haben, hätte die EU zum Teil nicht wahrgenommen.

In der Nacht vom 15. auf den 16. Juli versuchte das Militär die türkische Regierung zu unterwerfen, um so an die Machtspitze des Landes zu kommen. Der Putsch scheiterte unter anderem, da sich das Volk dem Aufruf des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan folgte und sich mit öffentlichen Protesten gegen den Putsch stellte. Die türkische Regierung sieht die Anhänger der Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) als Drahtzieher hinter dem vereitelten Putschversuch.

Nach der Nacht des 15. Juli beklagte die Türkei wiederholt mangelnde Solidarität seitens der EU. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu ist der Meinung, dass die Europäer das tatsächliche Trauma der Türken nicht verstehen würden. Stattdessen verurteilten sie Vorgehensweise der türkischen Regierung.

Asseldorn jedoch ist der Meinung, dass es nun langsam wieder zu Annäherungen zwischen den beiden Parteien kommen würde. Nur 5 von 72 Vorlagen, die die EU an die türkische Regierung stellt wurden, sind noch unerfüllt. Sobald auch die letzten fünf Vorlagen von der Türkei erfüllt werden, kann die Visafreiheit in Kraft treten.

Der luxemburgische Außenminister sieht realistische Chancen, dass die Visafreiheit ab Ende nächsten Jahres in Kraft treten könne.

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