Terrorangriff in London: Lieferwagen rast vor Moschee auf Muslime

DPA
LONDON, Großbritannien
Veröffentlicht 19.06.2017 00:00
Aktualisiert 20.06.2017 15:52
EPA

In der Nähe einer Moschee in London ist ein Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast. Nach Angaben der Polizei starb dabei in der Nacht zum Montag ein Mensch, zehn weitere wurden verletzt.

Bei den Opfern im Stadtteil Finsbury Park soll es sich vornehmlich um Muslime handeln, die während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets auf der Straße waren. Der 48 Jahre alte Fahrer des Transporters wurde festgenommen. Anti-Terror-Spezialisten übernahmen die Ermittlungen. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren allerdings zunächst unklar. Premierministerin Theresa May wollte am Morgen eine Krisensitzung einberufen.

Augenzeugen hatten den Fahrer des Lieferwagens nach Polizeiangaben festgehalten, bis Beamte eintrafen und ihn festnahmen. Der Mann sei «als Vorsichtsmaßnahme» in ein Krankenhaus gebracht worden und werde auf seine psychische Gesundheit untersucht.

Der Mann soll Augenzeugen zufolge gerufen haben: «Ich habe meinen Teil getan». Das berichtete Toufik Kacimi, der Leiter des Gebetshauses, vor dem der Zwischenfall passierte, im britischen Sender Sky News. Wie Kacimi weiter berichtete, schützte der Imam der benachbarten Moschee den Fahrer vor einem wütenden Mob Umstehender, nachdem er den Lieferwagen verlassen hatte.

Die Polizei hatte zunächst keine Hinweise auf weitere Verdächtige. In diesem frühen Stadium gebe es keine anderen Verdächtigen, twitterte die Behörde am Morgen. «Trotzdem gehen die Ermittlungen weiter.»

Premierministerin May sprach von einem «schrecklichen Zwischenfall». Sie teilte weiter mit: «All meine Gedanken sind mit jenen, die verletzt wurden, mit deren Angehörigen und mit den Rettungskräften vor Ort.» Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, zeigte sich «total schockiert».

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bewertete die Tat als zielgerichtete Attacke: «Die Londoner Polizei ist nach einem fürchterlichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen in Finsbury Park im Einsatz», schrieb er auf Facebook. Noch seien nicht alle Details bekannt, «aber das war klar ein gezielter Angriff auf unschuldige Londoner, von denen viele gerade die Gebete während des heiligen Monats Ramadan beendeten», schrieb Khan weiter.

Das Gebetshaus verurteilte den Vorfall: «Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft hier in Finsbury Park gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten», heißt es in einer Mitteilung, die das Muslim Welfare House im Internet veröffentlichte. Die Verantwortlichen riefen zur Ruhe auf: «Spekulationen über den Vorfall sind nicht hilfreich. (...) Die Polizei sollte Zeit bekommen, ihren Job zu machen.»

Die Einsatzkräfte hatte nach eigenen Angaben gegen 00.20 Uhr (Ortszeit, 01.20 Uhr MESZ) die ersten Notrufe erhalten. Die Einsatzkräfte wurden daraufhin zum Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road geschickt. Der Stadtteil Finsbury Park liegt nördlich des Zentrums von London. Acht Verletzte wurden den Angaben zufolge in Krankenhäuser gebracht, zwei Leichtverletzte am Ort des Geschehens behandelt.

Mohammed Kozbar, der Vorsitzende der Moschee, sagte der Boulevard-Zeitung «The Sun»: «Wer immer das getan hat, wollte Menschen verletzen. Das ist eine Terrorattacke.» Das Fahrzeug, das Passanten rammte, soll dem «Sun»-Bericht zufolge ein gemieteter weißer Lieferwagen gewesen sein. Ein solches Fahrzeug war auch auf diversen Bildern vom Ort des Geschehens zu sehen.

Die Millionenstadt war erst kürzlich zum Schauplatz eines blutigen Terroranschlags geworden: Am 3. Juni hatten auf der London Bridge und am Borough Market drei Terroristen mindestens acht Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Täter wurden kurz darauf von Polizisten erschossen.

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