Fipronil-Skandal: Eierlikör und Backwaren auch betroffen

AFP
BERLIN
Veröffentlicht 11.10.2017 00:00
Aktualisiert 11.10.2017 10:01
EPA

Im Skandal um Fipronil-Eier haben die Behörden das Insektizid auch in einer Reihe verarbeiteter Lebensmittel entdeckt. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Dienstagabend in einer vorläufigen Auswertung mitteilte, wurden in 117 Proben "Rückstände von Fipronil" entdeckt. Belastet waren Produkte wie Eierlikör, Eiersalat und Backwaren. Verbraucherschützer forderten einen Rückruf der belasteten Lebensmittel. Das Ministerium verwies auf die Zuständigkeit der Länder bei der Lebensmittelüberwachung.

Bis Ende Oktober sollen insgesamt 797 Proben von Ei-Verarbeitungsprodukten und eihaltigen Tiefkühlprodukten auf Fipronil getestet werden. Verantwortlich dafür ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Abstimmung mit den Ländern.

Dem Ministerium zufolge wurden bereits 572 Proben übermittelt. Von den 117 Proben mit Fipronil-Rückständen waren 25 "über dem einschlägigen Rückstandshöchstgehalt". Über diese Zahl hatte zunächst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Mit dem Testverfahren vertraute Experten hätten dies als "besorgniserregende Trefferquote" bezeichnet, hieß es in dem Bericht.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) forderte einen Rückruf der belasteten Lebensmittel. Fipronil sei ein Gift und habe "in unseren Lebensmitteln nichts zu suchen", erklärte vzbv-Präsident Klaus Müller. Daher müssten auch verarbeitete Produkte mit Eiern, in denen Fipronil nachgewiesen wurde, "öffentlich zurückgerufen werden".

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter erklärte, Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) müsse dafür sorgen, dass Fipronil-belastete Lebensmittel "konsequent aus dem Verkehr gezogen werden". Der Skandal mache deutlich, dass eine bessere Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit auch bei verarbeiteten Eiern nötig sei, erklärte er.

Die Linken-Politikerin Karin Binder forderte einheitliche Standards für den Datenaustausch zur Lebensmittelsicherheit. Das Ausmaß des Fipronil-Skandals lege "gefährliche Schwächen im System der Lebensmittelüberwachung offen".

Das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte dazu, die Lebensmittelüberwachung sei "Aufgabe der Länder". Es liege daher in deren Zuständigkeit zu entscheiden, welche Methoden in der Lebensmittelüberwachung eingesetzt werden. Außerdem sei es auch Aufgabe der zuständigen Überwachungsbehörden in den Ländern, die Öffentlichkeit zu informieren.

In der Fipronil-Affäre mussten auch in Deutschland Millionen Eier vom Markt genommen und mehrere Legehennenbetriebe gesperrt werden. In Belgien waren erstmals Anfang Juni überhöhte Fipronil-Werte in einer Probe entdeckt worden. Verantwortlich war eine niederländische Firma, die Ställe von Legehennen mit einem Mittel reinigte, dem das Insektizid beigemischt war. Der Einsatz von Fipronil ist in der Nutztierhaltung verboten.

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