Belgien: Flandern verbietet Halal- und Koscher-Schlachtung

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 02.01.2019 00:00
Aktualisiert 03.01.2019 10:13
Reuters Archiv

Das Verbot von halal sowie koscher geschlachteten Tieren ist seit dem 01. Januar in der flämischen Region in Kraft. Das neue Gesetzt erntet scharfe Kritik von jüdischen und muslimischen Gemeinden Belgiens.

Im Juni 2017 hatte das Parlament von Flandern beschlossen, das Schlachten von Tieren ohne Betäubung zu verbieten. Ein ähnliches Gesetz war im Mai 2017 in der wallonischen Region beschlossen worden. Es wird voraussichtlich im August 2019 in Kraft treten.

Gemäß traditionell islamischen und jüdischen Ritualen müssen die Tiere in wachem Zustand durch einen Schnitt in die Halsschlagader geschlachtet werden. Das Tier blutet dadurch komplett aus. Der Verzehr von Blut ist im Islam und Judentum gleichermaßen untersagt.

Die außerchristlichen Glaubensgemeinschaften sehen die Beschlüsse als eine Bedrohung ihrer Religionsfreiheit.

Der Rabbiner Menachem Margolin, Vorsitzende des Jüdischen Verbands in Europa, bezeichnete den Beschluss in der jüdischen Wochenzeitung „The Jewish Chronicle" (JC) als „sehr bedauerlich".

„Wenn sich die Regierung auf diese Weise einmischt, schadet dies dem Ruf des jüdischen Volkes als Gemeinschaft. Es impliziert, dass wir als Gruppe unverantwortlich mit dem Wohlergehen der Tiere umgehen und eine staatliche Aufsicht brauchen, was natürlich eine sehr negative Ansicht von uns ist", so Margolin.

Der Chef der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, schrieb am Tag des Beschlusses auf Twitter, dass dies „ein trauriger Tag für die Juden Europas, ein trauriger Tag für die Religionsfreiheit in Europa" sei.

Das neue Gesetzt wird zunächst für das Schlachten von kleinerem Vieh umgesetzt, da die technische Infrastruktur nicht flächendeckend vorhanden ist. Es ist obligatorisch, das größere Vieh sofort nach der Schlachtung zu betäuben.

Der Chefredakteur der jüdischen Zeitschrift „Joods Actueel", Michael Freilich, sieht in Brüssel eine Notlösung. Da die Stadt eine separat verwaltete Region Belgiens darstelle und derzeit kein Verbot im Gespräch sei, könne man dort zunächst problemlos traditionell Schlachten. „Brüssel hat einen hohen muslimischen Bevölkerungsanteil", so Freilich. Seit 2017 wird in Belgien das Verbot von islamischen und jüdischen Schlachtmethoden breit diskutiert. Muslime und Juden sehen bei den Vorstößen eine Einschränkung der Religionsfreiheit.

Rund 11,5 Prozent der belgischen Bevölkerung bilden Muslime, während die jüdische Gemeinschaft Belgiens 0,4 Prozent ausmacht.

Ein ähnliches Verbot stand 2018 auch in Österreich, Polen, den Niederlanden und der Schweiz auf der Tagesordnung.

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