Helene Fischer im DFB-Pokalfinale ausgepfiffen – Event-Kultur hat im Fußball keinen Platz!

BURAK ALTUN @burakaltun_DS
ISTANBUL
Veröffentlicht 28.05.2017 00:00
Aktualisiert 28.05.2017 16:10
EPA

Man weiß nicht genau, was sich die DFB-Verantwortlichen dabei gedacht haben – jedenfalls war es keine besonders kluge Entscheidung, die Halbzeitpause im spannenden Finalspiel zwischen Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt mit einer Gesangseinlage vom Schlager-Star Helene Fischer füllen zu lassen.

Ganze acht Minuten dauerte ihr Auftritt, wo sie ihre Songs „Atemlos" und „Herzbeben" vortrug – genauso lange ging dann auch das Pfeifkonzert der 75.0000 Fußball-Anhängern auf den Tribünen. Das war auch im Fernsehen teilweise deutlich zu hören, jedoch nicht in derselben Intensität wie im Stadion. Denn die TV-Regisseure drehten den Ton der Tribünen runter, der Sender „Sky" schaltete sogar lieber in die Werbung. Wahrscheinlich hatte die verwöhnte Schlagersängerin nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. Dafür reicht ihr Verständnis vom Fußball, in all seinen gesellschaftlichen und sportlichen Facetten, wohl nicht wirklich aus.

Sonst hätte sie die Emotionen der Ränge vorhersehen können, auch vor dem Spiel. Denn bei der Anspannung und Ernsthaftigkeit der Lage, teilweise mit extrem hochgekochten Emotionen, ist eine Gesangs-Einlage, mit Tänzern mitten auf dem Spielfeld, nun wirklich keine kluge Idee und macht den Fußball kaputt. Fußball-Traditionalisten beklagen sich schon länger über die fortschreitende Kommerzialisierung, die den Sport zum Event verkommen lässt. Die Vereine und Verbände hätten lieber gut zahlende Kunden auf den Tribünen, ohne Stadionkultur, aber dafür mit der ganzen Familie im Schlepptau.

Die eingefleischten Anhänger sind zwar zahlenmäßig nicht sonderlich klein aufgestellt, sie haben aber kaum Einfluss auf die Vereinspolitik und noch weniger auf die Entscheidungen des Deutschen Fußballbundes. Sie werden oft als „Störfaktor" betrachtet, da sie sich gegen den Kommerz einsetzen, der aber scheint in der heutigen Fußballwelt unverzichtbar zu sein.

Immerhin scheint es so, als wenn sich mittlerweile immer mehr Menschen gegen die Event-Kultur im Fußball auflehnen. Das hat man eindrucksvoll beim Pokalfinale erleben können. Auch die Prominenz aus der Fußballwelt zeigt Verständnis für die Fußball-Fans auf den Rängen.

„Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen (…) die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust darauf", sagte Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic.

„Es wird schon immer mehr Show außenrum und jetzt auch mittendrin. Ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz so berauschend, aber es scheint dazuzugehören", hatte Mats Hummels ein ähnliches Spektakel beim Saisonfinale der Bayern gegen SC Freiburg kommentiert.

Wir werden nächstes Jahr sehen, ob die Fußball-Verantwortlichen aus ihrem Fehler gelernt haben. Vielleicht gibt es dann weniger Spektakel drumherum, aber dafür mehr auf dem Spielfeld und auf den Rängen.

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