Festnahmen nach Abbruch von Istanbul-Derby im türkischen Pokal

DPA
ISTANBUL
Veröffentlicht 20.04.2018 00:00
Aktualisiert 21.04.2018 11:38
Reuters

Nach den Krawallen beim Stadtderby der türkischen Fußballclubs Fenerbahçe und Beşiktaş Istanbul ist der mutmaßliche Haupttäter festgenommen worden.

Der Mann soll Gäste-Coach Şenol Güneş beworfen und verletzt haben. Das berichtete der Sender CNN Türk.

Beşiktaş-Trainer Güneş war im Pokalhalbfinal-Rückspiel der beiden Stadtrivalen in der zweiten Halbzeit von einem Gegenstand am Kopf getroffen und verletzt worden. Nach Medienberichten musste eine Wunde mit mehreren Stichen genäht werden. Informationen der Zeitung «Takvim» zufolge gab der festgenommene Mann zu, ein Messer geworfen zu haben. Er habe aber nicht bewusst auf Güneş, der zwischenzeitlich ins Krankenhaus musste und wieder entlassen wurde, gezielt.

Der Vorfall löste in der Türkei große Empörung aus. Sogar Ministerpräsident Binali Yıldırım schaltete sich ein und sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu: «Der Angriff gegen Beşiktaş-Trainer Şenol Güneş ist nicht akzeptabel. Ich verurteile ihn scharf.»

«Şenol Güneş ist sehr niedergeschlagen», sagte Beşiktaş-Präsident Fikret Orman nach dem Spiel, das beim Stand von 0:0 abgebrochen wurde. Es sei ein «sehr trauriger Tag» gewesen, ergänzte er. «Das sollte nicht das Bild unseres Landes in der Welt sein.» Zudem sprach er von einer «Sicherheits-Schwäche» im Stadion. Spieler seien von Sicherheitskräften noch im Tunnel auf dem Weg zu den Umkleiden angegriffen worden.

Auch Fenerbahçe-Präsident Aziz Yıldırım sah seinen Club als Opfer: Er schäme sich im Namen von Fenerbahçe, dass jeder kleinste Vorfall auf dem Feld genutzt werde, um das Spiel zu unterbrechen. Yıldırım kritisierte zudem, dass schon vor dem Abbruch des Spiels Gegenstände auf das Spielfeld geflogen seien und der Schiedsrichter nicht eingegriffen habe. Er sprach von einer «schmutzigen Verschwörung» gegen Fenerbahçe. Zu Güneş äußerte sich der Club-Präsident nicht.

Die Europäische Fußball-Union UEFA kommentierte den Vorfall auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur nicht - dies sei Sache des türkischen Verbandes. Eine Stellungnahme des Verbandes gab es zunächst nicht.

Bereits im Halbfinal-Hinspiel, das 2:2 endete, hatte es wegen der unfairen Spielweise beider Mannschaften drei Platzverweise gegeben. Im Rückspiel zeigte der Referee nach 30 Minuten wegen einer rüden Attacke die Rote Karte gegen Beşiktaş-Verteidiger Pepe. Sein Teamgefährte Ricardo Quaresma wurde zudem von hitzigen Fenerbahçe-Anhängern bei der Ausführung eines Eckballs von einem Schlüsselbund getroffen.

Ob die Partie wiederholt wird, blieb zunächst offen. Zwischenzeitlich wurden 32 weitere Fans festgenommen, 15 von Beşiktaş und 17 von Fenerbahçe. Sie kamen aber wieder frei.

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