Grindel tritt auch von UEFA- und FIFA-Ämtern zurück

DPA
FRANKFURT/MAIN
Veröffentlicht 11.04.2019 09:48
Sabah Archiv

Das Uhren-Geschenk aus der Ukraine hat den ehemaligen DFB-Präsident Reinhard Grindel auch noch seine letzten Spitzenämter im Fußball gekostet.

Acht Tage nach dem Rückzug vom nationalen Spitzenposten ist er auch von seinen internationalen Positionen bei den Verbänden UEFA und FIFA zurückgetreten. «Die öffentliche Berichterstattung hat jedes Maß verloren», begründete der 57-jährige gebürtige Hamburger in einer persönlichen Erklärung diesen Schritt. «Ich habe in einem Brief an UEFA-Präsident Aleksander Čeferin meinen Rücktritt als UEFA-Vizepräsident und als Mitglied des FIFA-Rats erklärt.»

Grindel hatte sich bereits vergangene Woche nach einer Serie von Fehltritten als DFB-Präsident zurückgezogen. Er übernehme «die Verantwortung auf nationaler und internationaler Ebene», erklärte er nun. «Es geht mir vor allem darum, den guten Ruf der UEFA zu schützen. Außerdem möchte ich den Weg der FIFA zu mehr Transparenz und Good Governance nicht belasten.»

Damit sind die internationalen Ämter, die er im Auftrag des DFB bekleidete, vorerst vakant. Bei der UEFA lief sein Mandat noch bis 2021, bei der FIFA noch zwei Jahre länger. Nur der UEFA-Kongress aller Mitglieder des Kontinentalverbands kann über eine Neubesetzung beider Posten entscheiden.

«Wir respektieren Reinhard Grindels persönliche Entscheidung, von seinen internationalen Ämtern zurückzutreten», kommentierte der DFB. «Er hat sich in den vergangenen Jahren mit hohem Engagement im UEFA-Exko und im FIFA-Council eingebracht und einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Bewerbung um die Ausrichtung der Euro 2024 geleistet. Für diese Arbeit sind wir ihm sehr dankbar.»

Das nächste turnusmäßige Treffen steht am 3. März 2020 in Amsterdam an. Eine frühere Ersatzwahl erscheint derzeit unwahrscheinlich. Als Grindel zurücktrat, war sein Vertrauter Čeferin auf dem Weg nach Manchester zum Champions-League-Spiel zwischen United und dem FC Barcelona am Mittwochabend (20.45 Uhr).

Enthüllungen über Zusatzeinkünfte und die Annahme einer teuren Uhr hatten Grindel seinen DFB-Job gekostet. «Durch die verspätete Meldung der Annahme eines Geschenks habe ich Spekulationen entfacht, gegen Regeln der Good Governance verstoßen zu haben», schrieb er in seiner Erklärung. Der DFB hatte nach dem Grindel-Rückzug zunächst mitgeteilt, dass er seine internationalen Ämter trotz des moralischen Fehlers behalten solle.

Er betonte aber «mit Nachdruck», dass er wegen des Geschenks durch den früheren ukrainischen Verbandsboss Grigori Surkis in «keinerlei Interessenskonflikt geraten» sei. «Es gab keinerlei Unrechtsvereinbarung und keinerlei Beeinflussung. Es war eine unerklärliche Arglosigkeit von mir, dieses Geschenk nicht sofort den zuständigen Compliance-Beauftragten zu melden.»

Kritisiert wurde er schon wegen eines Zusatzeinkommens von über 78 000 Euro für den Aufsichtsratsposten bei einer DFB-Tochtergesellschaft. Die beiden Ämter bei FIFA und UEFA waren noch deutlich höher dotiert.

Der einstige FIFA-Chefethiker Hans-Joachim Eckert hatte bereits angezweifelt, dass der ehemalige Bundestagsabgeordnete in den Spitzengremien von FIFA und UEFA bleiben sollte, auch wenn Deutschland dort länger nicht vertreten sein sollte und es eine Vakanz geben würde.

«Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Frage der Moral und Ethik, ob man bei derartigen Verfehlungen weiterhin in den Führungspositionen bleibt», sagte Eckert im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Es hätte zudem die Frage aufgeworfen, ob Grindel als Privatperson daran gebunden wäre, «wenn der DFB eine bestimmte Marschroute» vorgeben hätte.

Bei der Suche nach einem Grindel-Nachfolger beneide Eckert die beiden Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch nicht. «Sie müssen dabei den Spagat zwischen Profi- und Amateurfußball machen. Sie müssen jemanden finden, der den DFB international repräsentieren kann», meinte Eckert. «Und er sollte natürlich integer sein.» Eckert: «Ansonsten wird es ganz wichtig sein, dass der DFB in Zukunft eine absolut transparente Politik im Fußball macht.»

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