Ex-Uefa-Präsident Platini wegen WM-Vergabe an Katar festgenommen

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PARIS
Veröffentlicht 18.06.2019 14:06
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Die französische Polizei hat den früheren Uefa-Präsidenten Michel Platini im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar in Gewahrsam genommen.

Gegen den 63-Jährigen werde im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre ermittelt, hieß es am Dienstag von Seiten der Ermittler in Paris. Die Justiz hat auch Vertraute von Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy im Visier.

Der Weltfußballverband Fifa hatte die WM Ende 2010 an Katar vergeben. Der Wüstenstaat setzte sich damals überraschend gegen den Mitbewerber USA durch. Schon unmittelbar nach der Vergabe wurden Korruptions- und Vertuschungsvorwürfe laut.

Der später gestürzte Fifa-Präsident Sepp Blatter beschuldigte Platini und den französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy, die WM-Vergabe an Katar eingefädelt zu haben. Sarkozy habe Platini überzeugt, mit weiteren Vertrauten für das Land zu stimmen. Dies habe den Ausschlag für das Emirat gegeben, sagte Blatter Ende 2015.

Die französische Finanz-Staatsanwaltschaft leitete im Fall der Doppelvergabe der WM 2018 an Russland und 2022 an Katar im Jahr 2016 vorläufige Ermittlungen unter anderem wegen "Korruption" und "Bildung einer kriminellen Vereinigung" ein.

Besonders interessiert sich die französische Justiz für ein "Geheimtreffen" im Elysée-Palast am 23. November 2010, kurz vor der WM-Vergabe an Katar. Daran soll nach einem Medienbericht neben dem damaligen französischen Präsidenten Sarkozy und Fifa-Vizepräsident Platini auch ein Mitglied des Königshauses von Katar teilgenommen haben.

In dem Fall ist auch die frühere Sportberaterin Sarkozys, Sophie Dion, in Polizeigewahrsam, wie es von den Ermittlern weiter hieß. Zudem werde der Sarkozy-Vertraute Claude Guéant verhört, der damals Generalsekretär des Elysée-Palastes war. Er werde von Ermittlern der Anti-Korruptionseinheit der Justizpolizei in Nanterre westlich von Paris vernommen, hieß es.

Die WM-Vergaben an Katar und Russland lösten eine schwere Krise im Weltfußballverband Fifa aus. Ein Untersuchungsbericht der Fifa-Ethikkommission zu dem Fall wurde erst im Juni 2017 veröffentlicht. Er legt vor allem mit Blick auf die Katar-Vergabe dubiose Machenschaften offen. Das Emirat Katar weist bis heute alle Vorwürfe zurück.

Blatter stürzte als Fifa-Chef 2015 über eine dubiose Millionenzahlung an Platini, die auch die Karriere seines "Kronprinzen" Platini beendete. Der frühere Kapitän der französischen Nationalmannschaft wurde von der Ethikkommission der Fifa zeitweise gesperrt.

Auch schon nach früheren WM-Vergaben wurden Korruptionsvorwürfe laut. So sorgten im Umfeld des "Sommermärchens" 2006 in Deutschland dubiose Millionenzahlungen für einen Schmiergeldverdacht. Für den Chef des Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, blieb der Skandal in der Bundesrepublik strafrechtlich ohne Folgen, in der Schweiz laufen aber noch immer Ermittlungen.

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