Patientenschützer beklagen Gewalt in der Pflege

AFP
OSNABRÜCK, Deutschland
Veröffentlicht 15.06.2017 00:00
Aktualisiert 15.06.2017 11:46
DPA

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat Übergriffe auf Pflegebedürftige in Heimen als "alarmierend" bezeichnet. Stiftungsvorstand Eugen Brysch forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag eine "Kultur des Hinschauens". Gewalt in der Pflege sei nicht nur körperliche Misshandlung. "Sie fängt viel früher an", sagte Brysch. Dazu gehöre, dass Pflegebedürftige fixiert oder auf der Toilette sitzen gelassen, dass sie beschimpft und gedemütigt würden.

Ein großes Problem sei auch, dass in vielen Pflegeheimen Patienten mit Psychopharmaka ruhig gestellt würden. Aber auch zu Hause gebe es immer wieder Übergriffe. Nach Ansicht des Patientenschützers ist nicht immer Überforderung der Pflegenden der Grund. "Es sind nicht selten niedere Motive, die sowohl Profis als auch Angehörige zu Tätern werden lassen", sagte Brysch. "Dazu gehören Machtphantasien, Eigensucht oder Selbstüberschätzung."

Nach einer aktuellen Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) unter 250 Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten aus stationären Einrichtungen zeigt sich Gewalt professioneller Pflegekräfte am häufigsten in verbalen Übergriffen. Knapp ein Viertel der Befragten gab an, dass es diese gelegentlich gebe. Zwei Prozent schätzten, dass es oft dazu komme.

Vernachlässigung ereignet sich nach Ansicht von zwei Prozent der Pflegekräfte oft und von 17 Prozent gelegentlich. Körperliche Gewalt kommt nach Einschätzung von einem Prozent der Befragten oft und von sieben Prozent gelegentlich vor. Freiheitsentziehende Maßnahmen gegen den Willen der Pflegebedürftigen sehen vier Prozent oft und fünf Prozent gelegentlich.

"Sollten sich die Zahlen der ZQP-Studie bestätigen, dann reden wir von hunderttausenden Pflegebedürftigen, die unter den Übergriffen leiden", sagte Brysch. "Das ist alarmierend."

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