Frankreich: Alzheimer-Erkrankte müssen Medikamente selber zahlen

DAILY SABAH MIT AFP
PARIS, Frankreich
Veröffentlicht 01.06.2018 00:00
Aktualisiert 02.06.2018 09:24
AFP

In Frankreich werden ab August die Kosten für Alzheimer-Medikamente nicht mehr erstattet. Der Schaden der Medikamente werde angeblich höher eingeschätzt als der Nutzen, so die fragwürdige Erklärung der Gesundheitsministerin Agnès Buzyn vom Freitag. Bislang werden lediglich 15 Prozent der Kosten für die vier betroffenen Medikamente sowie für Präparate mit den gleichen Wirkstoffen erstattet.

Buzyn behauptete, die eingesparten Mittel würden künftig für die Betreuung und Versorgung von Alzheimer-Patienten verwendet. Im Jahr 2015 lagen die Kosten für die Erstattungen bei rund 90 Millionen Euro.

Mit der Maßnahme folgt die Regierung einer umstrittenen Einschätzung der Gesundheitsbehörde HAS aus dem Jahr 2016. Demnach rechtfertige die Wirkung der Medikamente die Kostenerstattung nicht. Zugleich wies die Behörde auf "potenziell schwerwiegende" Nebenwirkungen hin.

Gesundheitsorganisationen übten scharfe Kritik an der Entscheidung des Ministeriums: Die französische Alzheimer-Vereinigung etwa bezeichnete sie als "unbegründet und gefährlich".

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung. In Frankreich leiden offiziellen Schätzungen zufolge zwischen 850.000 und 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen.

In Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft rund 1,6 Millionen Menschen als demenzkrank; ungefähr zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer.

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