Türkische Gemeinde kritisiert Hetze gegen Erdoğan-Wähler in Deutschland

DEU/Berlin
Veröffentlicht 25.06.2018 00:00
Aktualisiert 26.06.2018 11:33

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoğlu, hat sich gegen eine pauschale Kritik an deutsch-türkischen Wählern der Regierungspartei AK-Partei und von Präsident Recep Tayyip Erdoğan gewandt.

"Deutsche Politiker machen es sich zu leicht, wenn sie Erdoğans Wähler in Deutschland als Integrationsverweigerer abstempeln", sagte Sofuoğlu den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Dienstagsausgaben). Auch sollten diese nicht als Anti-Demokraten diffamiert werden.

Vielmehr sollten die Politiker in Deutschland "selbstkritisch nach ihrem eigenen Anteil daran fragen, dass eine seit Jahrzehnten in Deutschland lebende Gruppe im Staatschef eines anderen Landes ihren Anführer sieht", forderte Sofuoğlu. Er kritisierte in diesem Zusammenhang auch eine "seit Jahren währende polarisierende Debatte über Integration in Deutschland".

Den Angaben aus der Türkei zufolge haben bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl am Sonntag Erdoğan und seine AK-Partei einen höheren Stimmenanteil unter den in Deutschland lebenden Türken erzielt als in der Türkei selbst. Dies hatte wiederum Kritik von Deutschen ausgelöst.

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir sagte im Deutschlandfunk mit Blick auf Deutschtürken, die in deutschen Städten Erdoğans Wiederwahl feierten: "Die haben ja nicht nur gefeiert, dass ihr Alleinherrscher jetzt noch stärker Alleinherrscher wird, sondern die haben natürlich damit auch ein bisschen eine Ablehnung zur liberalen Demokratie zum Ausdruck gebracht, ähnlich wie es die AfD macht."

Sofuoğlu, der sich selbst in der Vergangenheit wiederholt kritisch zur Politik Erdoğans geäußert hat, wies einen solchen Vergleich zwischen Wählern von AK-Partei und AfD zurück und forderte für beide Gruppen eine differenzierte Betrachtungsweise.

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