Journalist testet Obdachlosen-Hilfe in Istanbul

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 14.01.2017 00:00
Aktualisiert 14.01.2017 12:28
Journalist testet Obdachlosen-Hilfe in Istanbul

Der Journalist der Tageszeitung Sabah Ahmet Külsoy ließ sich vom 9. auf den 10. Januar auf ein ganz besonderes Experiment ein: Um die Versorgung der örtlichen Stadtgemeinde zu testen, lebte er zwei Tage als Obdachloser auf den Straßen Istanbuls. Bei Schnee und Minusgraden stellte er auch das Mitgefühl seiner Mitmenschen auf die Probe und wollte so herausfinden, wer ihm zur Hilfe kommen würde.

Am Morgen des 9. Januar verließ Külsoy sein warmes Zuhause und beschloss in der Eiseskälte und Schnee draußen zu schlafen.

Schnell bemerkten die ersten Passanten den frierenden Mann auf der mit Schnee bedeckten Parkbank am Taksimplatz. Sie riefen eine Hilfshotline an, die extra für Hilfsbedürftige auf den Straßen eingerichtet wurden. Dennoch erschien am ersten Tag keine Hilfseinheit, um den Reporter aus der Eiseskälte zu befreien.

Külsoy fror auf einer eisigen Parkbank. Die Kälte von minus zehn Grad setzte ihm deutlich zu. Dennoch habe er versucht durchzuhalten. „Ich war total verzweifelt, ich dachte ich würde sterben", sagte Külsoy.

Am zweiten Tag rief ein weiterer Spaziergänger erneut bei der Behörde an. Innerhalb von 20 Minuten brachten sie Külsoy zur Sporthalle Zeytinburnu, die derzeit als Unterkunft für Obdachlosen genutzt wird.

„Das Essen war zufriedenstellend und jeder in der Halle war damit zufrieden. Die Beamten kamen regelmäßig in die Halle, um unseren Gesundheitszustand zu kontrollieren und gaben Medikamente für diejenigen, die es benötigten", sagte er.

„Ich hörte mir die Menschen und ihre Geschichten an und alle sagten: ‚Möge Allah die Türkei segnen, uns ist Dank dieser Bemühungen nicht kalt.' Fast jeder in der Halle wacht auf, als zum Morgensgebet gerufen wurde. Sie gingen für einen Spaziergang raus und kamen dann zurück", fügte Külsoy hinzu.

Külsoys Experiment kam zu einem Zeitpunkt, wo sich das Koordinationszentrum für Katastrophen (AKOM) darum bemüht, die Obdachlosen inmitten der Kältewelle und den Schneestürmen ihre Dienste anzubieten. Nach Angaben der Stadtgemeinde wurden 921 Obdachlose in der letzten Woche in sichere Unterkünfte gebracht.

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