Die EU benimmt sich wie ein mürrischer alter Mann anstatt zu versuchen attraktiv zu wirken

Veröffentlicht 04.05.2017 00:00
Aktualisiert 04.05.2017 14:46

Die Verhandlungen und diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und der EU sind seit einiger Zeit brüchig.

Die EU ließ die von der Türkei gewählte Regierung und Recep Tayyip Erdoğan nach dem Putschversuch am 15. Juli allein. Sie war bis dahin ein Partner der Europäischen Union und hatte Verhandlungen mit ihr geführt. Das Ereignis war dann aber der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

EU-Länder ignorieren Vereinbarungen und liefern die Akteure des Putschversuches nicht aus, die in der Türkei hunderte von Menschen ermordeten haben und seitdem in den EU-Ländern Schutz suchen.

Zu allem Überfluss mischten sich die Union und ihre Institutionen in die inneren Angelegenheiten der Türkei während des Referendums am 16. April ein und zerstörten damit die Fassade der guten Absichten.

Die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE), die nicht in der Lage war die Notstandsverordnung in Frankreich zu mahnen, eröffnete den politischen Monitoring-Prozess gegen die Türkei aufgrund des dortigen Ausnahmezustandes und brachte somit die wenigen Brücken zum Brechen.

Was wird als nächstes passieren?

Es gibt viele Alternativen für die Türkei.

Zunächst einmal ist die Türkei in der Entwicklung weit fortgeschritten, obwohl sie vieler Rechte, wie die der Bewegungsfreiheit, beraubt wurde. Beim Thema Zollunion wird die Türkei den gleichen Weg fortsetzen.

Ankara wird sich dieses Mal aber auch neue Wege suchen, da sie die Hoffnung so gut wie aufgegeben hat der EU beizutreten. Grund dafür sind die Aussagen der EU-Akteure.

Erdoğans jüngster Indien-Besuch und die bevorstehenden Besuche in Russland, China und den USA im Mai sind Indikatoren für dieses Streben.

Erdoğans breite Perspektive für Allianzen und Kooperationen ist nicht allein auf wirtschaftliche und politische Sphären beschränkt.

Man sollte nicht darüber hinwegsehen, dass die Türkei, ein NATO-Mitglied, Verhandlungen mit Russland eingeleitet hat, um ein Luftabwehrsystem zu erwerben nachdem der Westen seine Feindseligkeit gegenüber der Türkei gezeigt und das Land nach dem Putschversuch des letzten Jahres isoliert hatte.

Es wird erwartet, dass Erdoğan und der russische Präsident Wladimir Putin die endgültige Entscheidung über den Kauf der russischen S400-Luftabwehrsysteme in Sotschi treffen werden.

Kurzum: Die Türkei, die bisher auch ohne die EU überlebt hat, wird ihren eigenen Weg einschlagen, ohne den „Ostmarkt" zu vernachlässigen, der mehr als die Hälfte der Welt ausmacht.

Zweifellos werden die Beziehungen der Türkei zu den USA in der Zeit von Präsident Donald Trump fruchtbarer sein als zuvor.

Wie man daraus erkennen kann, sollte sich eher die EU Sorgen um die Zukunft machen.

Denn die EU, die nach der Loslösung eines „Riesenmitglieds", wie Großbritannien ihre Macht in der Weltordnung und Politik völlig verloren hat, ist kein Anziehungspunkt mehr. Sie ist nur ein nutzloser Klub, die seine Mitglieder mit Quoten und finanziellen sowie politischen Verpflichtungen erstickt.

Sie sind nicht in der Lage verfallene europäische Städte wiederaufzubauen, geschweige denn „Waffen" zu konzipieren, die ihnen ermöglichen, auf dem neuen Weltmarkt zu konkurrieren.

Es gibt eine neue politische Tendenz, bilaterale Abkommen zu schließen und zugleich die Fessel der EU loszuwerden, so hat es auch Großbritannien vorgemacht.

Angesicht all dessen scheint die einzige Lösung, an die die EU denken kann, um die Lage zu retten, Zugeständnisse an die aufsteigende Rechte, den Populismus und den Radikalismus zu machen. Dabei verletzt sie universelle Werte, die Europa am Leben erhalten. Auch Erweiterungspolitik wird aufgegeben und man zieht sich ins Schneckenhäuschen zurück. Sie verdeutlichen auch ihre Arroganz durch Aussagen wie „Der EU-Traum der Türkei ist vorbei", so EU-Kommissar Johannes Hahn.

Hahn hatte diese Aussage negativ für die Türkei formuliert, er hat aber die nüchterne Wahrheit offenbart, ohne es zu merken.

Die Türkei ist gerüstet und dazu bereit bis 2030 eines der 15 größten Volkswirtschaften der Welt zu werden. Die Türkei ist aufgewacht und das hat nichts mehr mit Märchen und Träumen zu tun.

Wenn die EU ihre verwöhnte Haltung fortsetzt, wird sie nicht einmal davon träumen können, sich mit viel versprechenden, jungen und dynamischen Kandidaten wie der Türkei zu stärken.

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen
Rechtlicher Hinweis: Alle veröffentlichten Beiträge sind Eigentum der Turkuvaz Medya Gruppe. Auch mit Angabe der Quelle ist es ohne Erlaubnis nicht gestattet, die kompletten Beiträge zu nutzen.
Lediglich das Zitieren einzelner Stellen ist unter Verwendung eines Hyperlinks gestattet. Für weitere Details bitte hier klicken.