Noch rund 2500 Werke im Besitz des Bundes unter Raubkunst-Verdacht

AFP
BERLIN
Veröffentlicht 10.01.2019 00:00
Aktualisiert 10.01.2019 16:06
AP

Der Bund besitzt noch etwa 2500 Kunstwerke, bei denen es sich um NS-Raubkunst handeln könnte.

Das sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP und bestätigte damit einen Bericht der "Bild"-Zeitung. Bei den fraglichen Werken sei offen, "ob es sich um NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunst handelt oder nicht", sagte der Sprecher.

Der Bund versucht demnach mit der sogenannten Provenienzforschung herauszufinden, woher die Kunstwerke stammen und wem sie wann gehörten. Falls festgestellt werde, dass es sich um Raubkunst handele, werde versucht, sie den rechtmäßigen Erben zu übergeben. Eine solche Restitution gab es laut dem Sprecher in den vergangenen 20 Jahren in lediglich 54 Fällen.

Deutschland hatte 1998 die Washingtoner Erklärung unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die Provenienz von möglicher Raubkunst in öffentlichen Sammlungen aufzuklären. Dies sei "ein fortlaufender Prozess auf der Grundlage der jeweils zur Verfügung stehenden Informationen, die unter anderem durch die Öffnung von Archiven und die wissenschaftliche Erforschung immer weiter zunehmen", erläuterte der Ministeriumssprecher.

Seinen Angaben zufolge besitzt der Bund auch zwölf prähistorische Objekte, die als Beutekunst während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland gelangten. Zu diesen Gegenständen führe der Bund Restitutionsverhandlungen mit dem Herkunftsstaat.

Der kulturpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Hartmut Ebbing, warf der Bundesregierung Untätigkeit vor. Mehr als 20 Jahre nach der Washingtoner Erklärung sei "erschreckend wenig geschehen", erklärte er. "Das Eingeständnis der Bundesregierung, tausende Kunstwerke zu besitzen, die aus NS-Raubkunstbeständen stammen könnten, ist beschämend."

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