Die Debatte ums Mindesthaltbarkeitsdatum

AFP
BERLIN
Veröffentlicht 16.09.2016 00:00
Aktualisiert 19.09.2016 13:59
DPA

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abschaffen - zumindest für lange haltbare Lebensmittel. So will er erreichen, dass weniger Essen im Müll landet. Doch es gibt Widerspruch.

Was ist das Problem?

Rund 82 Kilo Lebensmittel wirft jeder Bürger laut Bundeslandwirtschaftsministerium pro Jahr in den Müll. Die Gründe dafür sind laut Ministerium vor allem ungeplante Einkäufe und falsche Lagerung. Eine Befragung von tausend Bürgern im Auftrag des Ministeriums vergangenes Jahr ergab, dass 42 Prozent von ihnen mindestens einmal wöchentlich Lebensmittel wegwarfen. Fast jeder Zweite tat das wegen eines abgelaufenen MHD.

Was will der Minister?

Laut Ernährungsministerium verstehen viele Verbraucher das MHD falsch und werfen abgelaufene Produkte einfach weg, ohne zu prüfen, ob sie noch genießbar wären. Schmidt will daher die Liste der langlebigen Produkte erweitern, die kein MHD brauchen - etwa um Nudeln, Reis oder Kaffee. Auch lässt er prüfen, ob das MHD nicht durch ein neues "Verbrauchsverfallsdatum" ergänzt werden sollte, nach dessen Ablauf diese Produkte tatsächlich nicht mehr genießbar wären. Ziel sei es, dass künftig beispielsweise intelligente Verpackungen Hinweise auf die Qualität des Lebensmittels geben und langfristig auch das MHD unnötig machen könnten.

Was ist der Unterschied zwischen MHD, Verbrauchsdatum und Verbrauchsverfallsdatum?

Lebensmittel sind bei richtiger Lagerung auch nach Ablauf des MHD meist noch genießbar. Tragen vorverpackte Lebensmittel die Formulierung "mindestens haltbar bis", behalten sie bis zu diesem Datum ihre produkttypischen Eigenschaften, also Geschmack, Geruch oder Nährwert - vorausgesetzt, sie sind originalverpackt und wurden richtig gelagert.

Produkte mit Verbrauchsdatum sollten laut dem Fachdienst AID nach Ablauf in den Müll. Bei Lebensmitteln, die sehr leicht verderblich sind, muss der Hinweis "zu verbrauchen bis" angegeben werden, gefolgt von einer Beschreibung der Lagerbedingungen. Als leicht verderbliche Lebensmittel gelten etwa zerkleinertes rohes Fleisch, Geflügel und vorgeschnittene Salate.

Mit dem Verbrauchsverfallsdatum sollen Verbraucher laut Schmidt "einen Korridor erkennen können zwischen Mindesthaltbarkeit und dem tatsächlichen Verfall eines Produkts".

Würde die Abschaffung des MHD die Lebensmittelverschwendung tatsächlich beenden?

Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist mehr als drei Viertel der Verbraucher der Unterschied zwischen MHD und Verfallsdatum bereits bewusst. Das MHD bietet laut Verbraucherschützern eine "unverzichtbare Orientierung". Bevor es für bestimmte Produkte abgeschafft werde, "sollte durch Untersuchungen belegt sein, nach welchen Zeiträumen sich die Qualität erheblich vermindert". Hinzu kommt: Die meisten weggeworfenen Lebensmittel tragen laut verschiedenen Studien gar kein MHD - wie Brot oder Gemüse.

Wann sollen die neuen Regeln denn kommen?

Obwohl das Landwirtschaftsministerium bereits seit Jahren für eine Änderung des MHD wirbt und es auch 2014 eine von Deutschland unterstützte Initiative auf EU-Ebene gab, hat die EU-Kommission bislang keinen Vorschlag für eine Änderung der Haltbarkeitsangaben gemacht. Laut "Tagesspiegel" wartet sie die Ergebnisse einer Studie ab, die erst im nächsten Jahr erscheinen sollen.

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