Deutsche Politik hetzt gegen neuen Song von Xavier Naidoo

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 09.05.2017 00:00
Aktualisiert 09.05.2017 17:26
AFP

Der Popsänger Xavier Naidoo hat sein umstrittenes Lied «Marionetten» gegen den wachsenden Vorwurf von Rechtspopulismus verteidigt.

In dem politikerkritischen Song gehe es «um eine zugespitzte Zustandsbeschreibung gesellschaftlicher Strömungen, also um die Beobachtung bestimmter Stimmungen, Auffassungen und Entwicklungen», teilte der Musiker der Popgruppe Söhne Mannheims am Dienstag in seiner ersten Stellungnahme seit Beginn des Streits mit.

Diese Beschreibung sei «bewusst überzeichnet». Per Facebook räumte der 45-Jährige ein: «Das mag missverständlich gewesen sein.» Naidoo ist Mit-Autor des Lieds «Marionetten», in dem es über Politiker unter anderem heißt: «Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter.» Der Text hatte zu massiver Kritik geführt. Am Montagabend hatte die Band mehr als drei Stunden lang mit Vertretern der Mannheimer Stadtspitze über das Lied diskutiert.

Die Söhne Mannheims («Geh' davon aus») teilten nach dem Treffen mit Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) mit, sie seien «traurig über die entstandenen Irritationen». «Wir verurteilen insbesondere die Vereinnahmung unserer Musik durch Feinde der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit und bekräftigen die Freiheit der Kunst und Meinungsäußerung», betonte die Gruppe am Dienstag in einem eigenen Statement. Auf ihrer derzeit laufenden Tournee spielt die Band das umstrittene Lied nicht. Als Grund nennt sie «musikalische Motive».

Die Stadt Mannheim begrüßte die Erklärung der Gruppe. «Sie verdeutlicht, dass die Söhne der Inanspruchnahme durch demokratiefeindliche Rechtspopulisten widersprechen und sich zum Grundgesetz (...) bekennen», teilte die Führung um Oberbürgermeister Kurz mit. Naidoos Solo-Erklärung kommentierte die Stadt nicht.

Der für den Eurovision Song Contest (ESC) verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte den Sänger 2015 nach scharfer Kritik doch nicht für den Wettbewerb nominiert.

Wieso der Song derart kritisiert wird, ist für viele unverständlich, da hier weder Hetze noch Hass gepredigt, sondern lediglich die Politik kritisiert wird. Fühlen sich doch immer mehr Menschen von der Politik nicht verstanden und allein gelassen.

Man würde sich von der deutschen Politik eine ähnliche Sensibilität gegenüber den wahren Rechtspopulisten wünschen, die sich oft mit dem Schleier der intellektuellen Redlichkeit tarnen und die Migranten ins Fadenkreuz nehmen. Die Sensibilität scheint aber nur vorhanden zu sein, wenn es die eigene Zunft betrifft.

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