Deutscher Experte: "Syrisches Regime beutet Palmyra genauso aus wie Daesh"

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 02.06.2016 00:00
Aktualisiert 02.06.2016 17:00
AFP

Ein führender deutscher Kulturerbe-Experte sagte am Mittwoch, dass die Truppen des Assad-Regimes die antike Stadt Palmyra, wie die Daesh-Terroristen ausplündern, die die Stadt bis März kontrolliert hatte.

Hermann Parzinger, Präsident der Berliner Stiftung Preußischer Kulturbesitze, sprach vor seiner Syrien-Konferenz, über die Möglichkeiten das Kulturelle Erbe Syriens zu schützen.

Parzinger kritisiert die Soldaten des syrischen Regimes. Sobald diese außerdienstlich seien, „führen die Soldaten illegale Ausgrabungen durch und plündern" das UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Assad-Regime hat mit Hilfe russischer Luftangriffe und Spezialkräfte im März Palmyra von der Daesh zurück erobert. Dies lieferte eine erfolgreiche Propaganda für Damaskus und Moskau.

Die Daesh-Terroristen inszenierten Massenhinrichtungen im römischen Amphitheater, sprengten antike Tempel und plünderten Reliquien des ehemaligen Handelszentrums von Zentralsyrien, welches eines der wichtigsten touristischen Ziele darstellte bevor der Krieg kam.

Auch nach der Befreiung solle man nicht so tun "als ob jetzt alles in Ordnung wäre", sagte Parzinger, der ehemalige Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts.

Er sagte im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass die Befreiung von Palmyra „ein wichtiger Sieg für die Kultur" gewesen sei. Außerdem fügte er hinzu, dass dieser Sieg weder Assad noch seine Unterstützter zum Retter des kulturellen Erbes mache.

„Assads Soldaten plünderten Palmyra auch bevor die Daesh die Stadt einnahm", erklärt er.

Am Donnerstag wird die deutsche Regierung und die UNESCO gemeinsam mit mehr als 170 Archäologen und Altertumswissenschaftler zusammenkommen. Auch werden Experten wie Denkmalpfleger, Architekten, Stadtplaner und Museumskuratoren aus 25 verschiedenen Ländern dabei sein. Sie werden die Zukunft des syrischen Kulturerbes diskutieren und nach Lösungen suchen diese zu bewahren.

Die Generaldirektorin der UNESCO Irina Bokowa beklagte, dass „zwei Drittel der Altstadt von Aleppo bombardiert und verbrannt" worden sei. Auch andere Städte von illegalen Banden seien „in industrieller Form" geplündert worden.

Nun sind es schon fünf Jahr her, dass friedliche syrische Anti-Regime-Proteste ihren Anfang hatten - Hunderttausende von Menschen starben, während sich der Krieg mit der Beteiligung von Russland und dem Iran zu einem internationalen Krieg entwickelte.

Im März 2011 waren die Syrer mutig genug, um ihre Stimme gegen die Diktatur erheben zu können. Jedoch war die Gegenreaktion des Regimes nicht so friedlich wie die Proteste, so dass das Land in einen verheerenden Bürgerkrieg gezogen wurde. Nachdem die Oppositionsgruppen den bewaffneten Kampf gegen die Regierung aufgenommen hatten. Das Auftreten von Terrorgruppen wie der Daesh und der al-Nusra änderte den Verlauf des Kriegs. So weitete die USA ihren sogenannten Kampf gegen den Terror nach Syrien aus. Der Krieg verursachte auch eine noch nie dagewesene Migrationskrise. Ein Ergebnis davon sind die Millionen Syrer, die um ihr Leben geflohen sind.

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