1,5 Millionen Gläubige beginnen Pilgerfahrt Hadsch

AFP
MEKKA
Veröffentlicht 11.09.2016 00:00
Aktualisiert 11.09.2016 12:18
EPA

Ein Jahr nach einer tödlichen Massenpanik haben fast 1,5 Millionen Muslime aus aller Welt die islamische Pilgerfahrt Hadsch im saudiarabischen Mekka begonnen. Am Samstag brachen die Gläubigen in das einige Kilometer östlich von Mekka gelegene Mina auf. Überschattet wird der Hadsch von einem Streit zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran. Iraner dürfen in diesem Jahr nicht teilnehmen.

Zum Auftakt der Pilgerfahrt machten sich die Gläubigen am Samstagmorgen zu Fuß oder in Bussen ins Mina-Tal auf. Bei Temperaturen von über 40 Grad schützten sich viele mit Schirmen vor der sengenden Sonne. In Mina verbringen die Pilger in Zelten die Nacht, bevor sie am Sonntag zum Beten auf den Berg Arafat steigen.

Die Teilnahme an der jährlich stattfindenden Pilgerfahrt zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka ist Pflicht für jeden gläubigen Muslim. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, ob Mann oder Frau, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben am Hadsch teilnehmen.

"Es fühlt sich großartig an, hier zu sein", sagte Mohammed Hassan, der aus Ägypten nach Mekka gereist war. Der Libyer Abdelatti Abu Sajan zeigte sich zuversichtlich, dass nach der Katastrophe im vergangenen Jahr die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Schon zum Freitagsgebet seien Millionen Pilger in die Große Moschee in Mekka gekommen - "und Gott sei Dank lief alles gut".

Iranische Gläubige sind in diesem Jahr vom Hadsch ausgeschlossen. Hintergrund ist ein Streit zwischen Riad und Teheran wegen der tödlichen Massenpanik im vergangenen Jahr, bei der nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP etwa 2300 Menschen starben, darunter mehr als 450 Iraner. Saudi-Arabien spricht von insgesamt 769 Opfern, ein Untersuchungsbericht zu dem Unglück wurde bislang nicht veröffentlicht.

Nach dem Scheitern bilateraler Verhandlungen über Sicherheit und Logistik bleibt den Iranern die Teilnahme am Hadsch nun erstmals seit fast drei Jahrzehnten verwehrt. Viele Iraner reisen in diesem Jahr stattdessen in die schiitische Pilgerstadt Kerbela im Irak.

Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran sind auf einem Tiefpunkt, seit Riad im Januar einen schiitischen Geistlichen hingerichtet hatte. Nach gewaltsamen Protesten vor der saudiarabischen Botschaft in Teheran brach Riad die diplomatischen Beziehungen ab.

Zu dem Massengedränge im vergangenen Jahr war es während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina gekommen, bei der Pilger Kieselsteine auf drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. In diesem Jahr wurden für das Ritual, das am Montag beginnt, neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Das Gelände wurde erweitert, die Zeit für die Steinigung wurde begrenzt.

Zudem werden die 1,3 Millionen Pilger aus dem Ausland in diesem Jahr mit elektronischen Armbändern mit ihren persönlichen Informationen ausgestattet. Überwachungskameras sollen die Menschenströme beobachten.

Zum ersten Mal seit 35 Jahren wird der Großmufti Saudi-Arabiens, Abdul Asis ben al-Scheich, am Sonntag nicht selbst die Predigt auf dem Berg Arafat halten. Laut der Zeitung "Okas" musste er aus gesundheitlichen Gründen absagen.

Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen