Nach drei Jahren: Mehr als 3000 Jesiden noch in Daesh-Gefangenschaft

AFP
BAGDAD
Veröffentlicht 04.12.2017 00:00
Aktualisiert 04.12.2017 14:54
Flüchtende Jesiden (Reuters)

Mehr als 3000 Jesiden, die vor drei Jahren von der Terrororganisation Daesh im Nordirak entführt worden sind, werden noch immer gefangengehalten oder vermisst. Von den insgesamt rund 6400 entführten Jesiden habe nur etwa die Hälfte befreit werden oder fliehen können, teilte das Ministerium für religiöse Angelegenheit im irakischen Kurdengebiet am Sonntag mit.

Unter den Gefangenen seien mehr als 1500 Frauen und Mädchen sowie 1700 Männer und Jungen, erklärte Chairi Bosani vom Ministerium. Mehr als 2500 Kinder hätten mindestens ein Elternteil verloren, in den meisten Fällen handele es sich um den Vater. Die Eltern von 220 Kindern befinden sich demnach noch in Daesh-Gefangenschaft.

Daesh hatte 2014 tausende Jesiden in der Region Sindschar getötet. Laut Bosani haben von 550.000 Jesiden im Irak 100.000 das Land verlassen, 360.000 leben inzwischen in der Kurdenregion im Irak oder in Syrien.

Erst am Samstag hatte das paramilitärische Bündnis Hasched al-Schaabi zwei Massengräber in der Sindschar-Region entdeckt. In dem Dorf Kabussi im Süden Sindschars entdeckte es demnach ein Massengrab mit den Leichen von 20 Frauen und etwa 40 Kindern. In dem Wohnkomplex Dschasira in derselben Gegend seien weitere 80 Leichen gefunden worden.

2015 wurde die von Daesh kontrollierte Stadt Sindschar zurückerobert und die Daesh aus der gleichnamigen Region vertrieben. Im Oktober übernahmen irakische Regierungstruppen wieder die Kontrolle über das Gebiet.

Insgesamt wurden Behördenvertreter Bosani zufolge in verschiedenen Bereichen der Jesidenregion seitdem 47 Massengräber gefunden, 68 religiöse Gebäude der Jesiden seien zerstört worden.

Die Jesiden glauben an einen einzigen Gott. Im Zentrum ihres Glaubens steht der Engel Melek Taus. Weil Terroristen in dem Engel eine Dämonenfigur sehen, halten sie die Jesiden für "Teufelsanbeter".

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