„Wir wissen, wo jeder Schuss gelandet ist“ - Israel löscht provokanten Tweet

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 03.04.2018 00:00
Aktualisiert 03.04.2018 17:05
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Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben einen Tweet gelöscht, in dem sie indirekt die gezielte Tötung der 18 Palästinenser im Gazastreifen zugegeben haben. Im Vorfeld waren bereits Videos viral gegangen, die die Tötung von unbewaffneten Menschen gezeigt hatten. Diese befanden sich weit ab von den israelischen Truppen.

„Gestern haben wir 30.000 Menschen gesehen; wir sind vorbereitet und mit präziser Verstärkung angekommen. Nichts wurde unkontrolliert ausgeführt; alles war genau und angemessen, und wir wissen, wo jeder Schuss gelandet ist", twitterte die IDF am Samstag und löschte den Tweet später.

Am vergangenen Freitag hatten sich tausende Palästinenser im Gazastreifen versammelt, wo sie für ihr Recht appellierten, in ihre von Israel geraubten Häuser im historischen Palästina zurückzukehren. Die Demonstrationen liefen unter dem Namen „Marsch der Rückkehr".

18 Menschen sind seit Freitag von israelischen Truppen getötet worden, mindestens 1400 wurden verletzt – davon über 750 mit scharfer Munition.

Der Menschenrechtler und Leiter einer Organisation für die Rechte der Palästinenser, Yousef Munayyer, schrieb dazu auf Twitter, die Botschaft der IDF sei wahrscheinlich deshalb gelöscht worden, „weil ein Video zeigt, wie ihre Kugeln in den Rücken von unbewaffneten Demonstranten landen".

Auch die türkische Regierung hatte die Tötungen der israelischen Sicherheitskräfte aufs Schärfste verurteilt. Israel habe ein Massaker in Gaza durchgeführt, sagte Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Sonntag. Netanjahu sei ein „Terrorist" und Israel ein „Terrorstaat".

Zudem haben zahlreiche Menschenrechtsgruppen die Nutzung von scharfer Munition seitens Israels gegen palästinensische Demonstranten kritisiert. Außerdem forderte UN-Generalsekretär Guterres eine unabhängige und transparente Untersuchung der Tötungen Israels im Gazastreifen. Israels Außenminister Liebermann lehnte dies aber ab.

Die Demonstrationen vom Freitag sind der Auftakt für Proteste, die sich bis Mitte Mai hinziehen sollen. Die Palästinenser wollen entlang der Grenze hunderte Zelte aufstellen, um für ein Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge zu demonstrieren. Die Zelte sollen bis zum 70. Jahrestag der „Nakba" am 15. Mai stehen bleiben. Mit „Nakba" (Katastrophe) bezeichnen die Palästinenser die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im Zuge der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948.

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