Israelischer Soldat Asaria vorzeitig aus Haft entlassen

AFP
JERUSALEM
Veröffentlicht 08.05.2018 00:00
Aktualisiert 08.05.2018 15:23
Reuters

In Israel ist ein Soldat vorzeitig aus der Haft entlassen worden, der wegen der gezielten Erschießung eines schwer verletzten Palästinensers verurteilt worden war. Elor Asaria konnte am Dienstag das Militärgefängnis Zrifim bei Tel Aviv nach neun Monaten Haft verlassen, wie ein Armeesprecher mitteilte. Während Angehörige und Unterstützter Asarias die Freilassung ihres "Helden" feierten, herrschte auf palästinensischer Seite Empörung.

Zunächst war Asaria zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden, die Haft wurde dann aber mehrmals verkürzt. Die Freilassung am Dienstag erfolgte schließlich zwei Tage früher als vorgesehen - damit Asaria an der Hochzeit seines Bruders teilnehmen kann, wie israelische Medien berichteten.

Angehörige und Unterstützer begrüßten Asaria vor seiner Wohnung in Ramla in der Nähe von Tel Aviv. Anhänger trugen den ehemaligen Soldaten auf den Schultern.

"Wir haben eine sehr schwierige Zeit durchgemacht, eine sehr schwierige", sagte Asarias Vater. "Heute feiern wir." Es werde der Moment kommen, "um das zu sagen, was wir zu sagen haben", kündigte er an.

Rechte israelische Politiker begrüßten die vorzeitige Freilassung. Bildungsminister Naftali Bennett von der nationalreligiösen Partei Jüdisches Heim gratulierte Asaria zur Freilassung. Regierungschef Benjamin Netanjahu zeigte sich "glücklich, dass die Angelegenheit abgeschlossen ist".

Die Mutter des getöteten Palästinensers zeigte sich dagegen resigniert. "Es gibt nichts, was wir tun könnten", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Das palästinensische Außenministerium bezeichnete die Entscheidung als "rassistisch". Durch diese würden israelische Soldaten zu vergleichbaren Taten ermutigt.

Der Fall Asaria hatte in Israel hohe Wellen geschlagen: Die Militärführung hatte Asaria für die Tötung des wehrlos am Boden liegenden Palästinensers scharf kritisiert. Sie sah in Asarias Verhalten einen Verstoß gegen den militärischen Ehrenkodex der Armee. Menschenrechtsorganisationen sprachen von einer regelrechten "Hinrichtung".

In rechten Kreisen wurde der Soldat hingegen wie ein Held gefeiert. Rechte Politiker nahmen ihn in Schutz, auch Ministerpräsident Netanjahu setzte sich für seine Begnadigung ein.

Der Fall hatte auch deswegen großes Aufsehen erregt, weil Asarias Vorgehen auf Videoaufnahmen dokumentiert ist, die in Online-Netzwerken weite Verbreitung fanden. Die Aufnahmen zeigen, wie Asaria im März 2016 im besetzten Westjordanland den bereits wehrlos am Boden liegenden Palästinenser Abdul Fatah al-Scharif tötet.

Dieser hatte zuvor mit einem Komplizen einen israelischen Soldaten mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt. Nachdem andere Soldaten auf ihn geschossen hatten, lag Scharif blutend auf der Straße, ehe der Militärsanitäter Asaria nach elf Minuten an ihn herantrat und ihn mit einem Kopfschuss tötete.

Asaria hatte vor dem Militärgericht argumentiert, er habe befürchtet, Scharif hätte einen Sprengstoffgürtel zünden können. Die Richter stuften dies allerdings als nicht glaubhaft ein.

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