Palästinenser mit türkischer Flagge in der Hand von Israelis niedergeschossen

DAILY SABAH MIT ANADOLU AGENTUR
ISTANBUL
Veröffentlicht 04.07.2018 00:00
Aktualisiert 04.07.2018 13:54
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Ein junger Palästinenser, der am Dienstag während der Proteste entlang der Grenze am Gazastreifen als Protestsymbol eine türkische Flagge schwenkte, ist von israelischen Soldaten grundlos niedergeschossen worden, wie Anadolu-Korrespondenten von der Szene berichteten.

Trotz seiner Verletzung hielt der Palästinenser die türkische Flagge fest in seiner Hand – so lange bis die Sanitäter erste Hilfe leisten konnten. Der Mann soll einen Schuss in den Fuß abbekommen haben – Lebensgefahr bestehe keine.

Während der Proteste im Gazastreifen haben viele junge Palästinenser immer wieder türkische Fahnen geschwenkt und mit Bildern von Präsident Recep Tayyip Erdoğan demonstriert – den viele im Nahen Osten als Eiferer für die Befreiung und Unabhängigkeit Palästinas verehren.

Die Aggression Israels gegen zivile Demonstranten ereignete sich zeitgleich zu den wieder aufbrausenden Protesten im Gazastreifen. Hunderte sollen sich dafür versammelt haben. Die Proteste dauern nun drei Monaten an – zuletzt hatte die Zahl der Demonstranten jedoch abgenommen.

Frauen begleitet von ihren Kindern hätten sich überall in der Enklave versammelt und seien dann mit Bussen zu den Demonstrationen gefahren worden, berichteten AFP-Korrespondenten in Palästina. Ein Frauenkomitee hatte zuvor die Frauen dazu aufgerufen, an den Kundgebungen teilzunehmen.

„Wir demonstrieren heute aus einem gerechten Grund: die jahrelange Absperrung von Gaza zu beenden und in unser Land zurückzukehren, das von Israel gestohlen wurde", sagte Ausschussmitglied Iktimal Hamad der Nachrichtenagentur Anadolu. „Palästinensische Frauen haben teuer für Palästina bezahlt", fügte sie hinzu. „Wir werden unser Land und unsere legitimen Rechte nicht aufgeben."

„Ich bin gekommen, um den Marsch zu Ende zu führen, den meine Tochter begonnen hatte", sagt Rim Abu Irmana und wedelte dabei mit einem Bild ihrer 15-jährigen Tochter Wasal, die am 14. Mai durch israelische Gewehrfeuer getötet worden war. „Diese Demonstrationen sind friedlich. Wir verteidigen nur unser Land und unsere Rechte", führte die 43-Jährige weiter aus, während sie die Hand ihres kleinen Sohnes festhielt.

Der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Ashraf al-Qidra, erklärte, während den jüngsten Demonstrationen seien insgesamt 134 Menschen verletzt worden, nachdem die israelische Armee den Frauenmarsch an der östlichen Gaza-Grenze beschossen habe.

Seit Beginn der Demonstrationen in Gaza am 30. März wurden mindestens 138 palästinensische Demonstranten durch israelische Soldaten getötet und Tausende verletzt – darunter Kinder, Sanitäter und Behinderte.

Auf israelischer Seite gab es keine Toten und lediglich einzelne leichte Verletzungen bei den schwer bewaffneten israelischen Soldaten.

Die Palästinenser fordern ihr „Rückkehrrecht" zu ihren Häusern und Dörfern im historischen Palästina, aus denen sie 1948 von Zionisten vertrieben worden waren. Die Orte sind nach wie vor von Israel besetzt. Eine Entschädigung blieb bis heute aus.

Zudem fordern die Menschen in Palästina ein Ende der seit elf Jahren andauernden völkerrechtswidrigen israelisch-ägyptischen Absperrung des Gazastreifens, die die ohnehin kleine Wirtschaft der Küstenenklaven gänzlich stilllegte. Die etwa zwei Millionen Einwohner leben heute in Armut und sind auf Hilfen aus dem Ausland angewiesen. Viele haben ihre Häuser durch israelische Bombenangriffe verloren. Im Gazastreifen fehlt es an allem – egal ob Essen, Wasser oder Baumaterial.

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