Erdoğan: Anforderung zur Auslieferung von Gülen wird diese Woche eingereicht

DAILY SABAH MIT AGENTUREN
ISTANBUL
Veröffentlicht 19.07.2016 00:00
Aktualisiert 19.07.2016 12:08
IHA

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan gab am Montag sein erstes Interview nach dem dramatischen Putschversuch und sagte, dass seine Regierung eine schriftliche Anforderung für die Auslieferung des Anführers der Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) Fethullah Gülen in den kommenden Tagen einreichen werde.

Erdoğans Interview mit dem US-Sender CNN wurde Montagnacht ausgestrahlt.

Er sprach auch über seine Erlebnisse während des gescheiterten Putschversuchs. Er sagte, dass er dem Tod nur um ein paar Minuten entgangen sei, bevor die Putschisten das Hotel im Südwesten der Türkei stürmte, wo der Präsident das Wochenende verbringen wollte.

Er sagte, dass Putsch-Soldaten zwei seiner Bodyguards töteten, als sie das Hotel stürmten.

„Wäre ich nur 10, 15 Minuten länger geblieben, dann hätten sie mich als Geisel genommen oder getötet", erklärte er.

Der Flughafen Atatürk in Istanbul war für mehrere Stunden unter der Kontrolle der Putsch-Soldaten bis die loyalen Truppen es wiedererlangten.

Der Strom an allen Militärbasen wurde abgestellt, darunter auch die Incirlik Luftbasis, die im Kampf gegen die Daesh genutzt wird. Das Militär wollte damit verhindern, dass die Putschisten diese nutzen können.

Am Freitag versuchte eine Gruppe der Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert. 206 Menschen, davon 145 Zivilisten, wurden von den Putsch-Soldaten getötet, während mehr als 1.400 Menschen verletzt wurden.

Während des Interviews sprach er auch über die Todesstrafe und sagte, dass die Entscheidung des Parlaments sei, die Todesstrafe wieder einzuführen und falls dies der Fall sein werde, würde er keine Einwände erheben.

Erdoğan betonte, dass der Putschversuch ein „klarer Verrat" sei.

„Natürlich wird eine Entscheidung seitens des Parlaments nötig sein, damit solch eine Maßnahme wieder eingeführt wird. Die Chefs müssen zusammen kommen und es diskutieren und wenn sie akzeptieren darüber zu sprechen, werde ich als Präsident jede Entscheidung des Parlaments genehmigen."

2004 hatte die Türkei die Todesstrafe im Rahmen der EU-Beitritt-Anstrengungen abgeschafft und erkannte bindende internationale Dokumente an, um die Todesstrafe zu verhindern. Die letzte Hinrichtung wurde 1984 durchgeführt, ein Jahr nachdem das Land freie Wahlen hatte und zu einer Zivilregierung nach dem 1980 Militärputsch zurückkehrte. Seitdem wurden keine Fälle der Todesstrafe zum Parlament gebracht, daher wurden keine weiteren durchgeführt.

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