Gabriel schockiert über ehemaliges Daesh-Gebiet im irakischen Baschika

DPA
BASCHIKA
Veröffentlicht 20.04.2017 00:00
Aktualisiert 20.04.2017 18:45
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Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat als erster deutscher Spitzenpolitiker ein von der Terrororganisation Daesh zurückerobertes Gebiet im Irak besucht.

In der schwer zerstörten Kleinstadt Baschika - nur 15 Kilometer von der umkämpften Daesh-Hochburg Mossul entfernt - übergab er Generatoren, Wassertanker und Räumfahrzeuge im Wert von weit mehr als einer Million Euro für den Wiederaufbau.

In dem Ort ist kaum ein Haus unbeschädigt geblieben, jedes dritte ist total zerstört. «Da ist man als ein Mensch, der aus einer friedlichen Gesellschaft kommt, erst einmal total schockiert», sagte Gabriel.

Baschika war im Juni 2014 von der Daesh eingenommen worden. Die überwiegend christlichen und jesidischen Einwohner waren zuvor geflüchtet. Im November eroberten Peschmerga-Kämpfer unterstützt von Kampfflugzeugen der internationalen Anti-Daesh-Koalition die Frontstadt zurück. Bisher sind aber nur etwa 400 Familien in den Ort zurückgekehrt.

Die Geräte für den Wiederaufbau sollen noch in drei anderen Städten - darunter Mossul - eingesetzt werden. Eine ähnliche Starthilfe für befreite Gebiete leistet die Bundesregierung in einer weiteren irakischen Provinz. Insgesamt werden dafür 3,2 Millionen Euro bereitgestellt.

Gabriel besichtigte auch einen 50 Kilometer langen Minengürtel, mit dem die Daesh ihr Gebiet absicherte. Der Minister kritisierte, dass die internationale Gemeinschaft nur 15 Millionen Euro für die Minenräumung ausgibt. «Das ist ein relativ kleiner Betrag gemessen daran, was man helfen kann, wenn Menschen einfach wieder zurück auf ihre Felder können.»

Im vergangenen Dezember schickte die Türkei 150 Truppen und ungefähr zwei Dutzend Kampfpanzer zum Camp Baschika, die zwölf Kilometer nordöstlich von Mosul liegt. Ziel der Truppen ist es irakische Freiwillige für den Kampf gegen die Daesh auszubilden. Die Gruppe von Ausbildern arbeitet seit März 2015 und wurde bisher keiner Kampfmissionen zugewiesen.

Bagdad kritisierte die Präsenz der türkischen Truppen in Baschiqa. Ministerpräsident Yıldırım antwortete auf diese Kritik, indem er sagte, dass die türkischen Truppen bleiben werden, damit sie den Kampf gegen die Daesh stärken können; obwohl das irakische Parlament die Truppen in ihrem Land als „Besetzer" bezeichneten.

Die türkischen Truppen wurden damals auf Wunsch des Iraks auf Baschiqa stationiert.

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