Gabriel sicherte Erdoğan Auftritt am Rande des G20-Gipfels zu – nun ist er plötzlich dagegen

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 30.06.2017 00:00
Aktualisiert 30.06.2017 16:42
EPA

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass ein Skandal die türkisch-deutschen Beziehungen belastet. Das jüngste Beispiel ist das Auftrittsverbot vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan in Deutschland.

Am Anfang des Monats besuchte der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel die Türkei und hielt ein langes Krisentreffen mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu, es ging um den Abzug der Bundeswehr-Soldaten aus dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik.

Danach empfing der Präsident den deutschen Außenminister. Präsident Erdoğan teilte ihm mit, sich gerne am 7. und 8. Juli mit den türkischen Bürgern in Deutschland treffen zu wollen und fragte, ob es dabei Probleme geben würde. Gabriel zeigte sich zuversichtlich und sagte, es würde keine Probleme geben.

Ozan Ceyhun, ein ehemaliger EU-Parlamentarier, der ebenfalls bei dem Treffen anwesend war, berichtet, dass sogar bereits Vorschläge zum Ort einer möglichen Zusammenkunft des Präsidenten mit den türkischen Bürgern in Deutschland gemacht wurden. „Gabriel zeigte sich in dieser Hinsicht hilfsbereit und zeigte keinerlei Einwände zu einem möglichen Auftritt des Präsidenten in Deutschland", teilte Ceyhun der Daily Sabah mit.

Als der offizielle Antrag für den Auftritt am Rande des G20-Gipfels gestellt wurde, sprach sich der SPD-Chef Schulz abrupt gegen eine solche Kundgebung aus und verlangte ein Verbot. Kurz darauf äußerte sich auch Gabriel, auch er sagte, dass zum jetzigen Zeitpunkt „solche Auftritte nicht sinnvoll" seien.

Dies sei befremdlich, so Ceyhun. „Schulz benutzt eine AfD ähnliche Rhetorik, um mit dem Hass gegenüber Erdoğan und den Türken, stimmen für sich zu fangen. Es ist ein offensichtlich rechtspopulistisches Verhalten", sagte Ceyhun. Es sei auch fraglich, wieso Gabriel in der Türkei gegenüber dem Präsidenten so entgegenkommend war, sich aber dann in Deutschland in seinen Aussagen zu 180 Grad gewendet habe, er agiere so als hätte das Gespräch nie stattgefunden.

„Dies ist ein diplomatischer Skandal", sagte Ceyhun. „Hätte Gabriel in Ankara direkt gesagt, dass solch ein Auftritt keine gute Idee' sei, wäre es nicht zu solch einer Reaktion aus der Türkei gekommen."

Ceyhun fügte hinzu, dass die SPD offensichtlich ihr eigenes Volk falsch informiere, um mit dem Türkei-Hass, mehr Aufmerksamkeit, besonders vor den Bundestagswahlen, auf sich zu ziehen.

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