Präsident Erdoğan: EU verschwendet unsere Zeit

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 12.07.2017 00:00
Aktualisiert 12.07.2017 14:13
EPA

Die Türkei sehe die EU nicht als unentbehrlich an, sagte Präsident Recep Tayyip Erdoğan in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview.

Im Gespräch mit der BBC, sagte Erdoğan, dass die Türkei „treu zu seinem Wort" bleiben werde und bekräftigte den Wunsch in die Union beizutreten.

„Wenn die EU offen sagen würde, dass sie nicht in der Lage sein werden die Türkei in der Union zu akzeptieren, würde uns das beruhigen. Danach würden wir unseren Plan B und C einleiten. Die Europäische Union ist für uns nicht unverzichtbar und uns geht es sehr gut", sagte Erdoğan.

Die Abgeordneten des Europaparlaments in Straßburg haben am Donnerstag parteiübergreifend an die EU-Kommission gerichtet plädiert, die Verhandlungen mit der Türkei über einen Beitritt in die Europäische Union auszusetzen.

Ankara sagte jedoch, dass die Abstimmung rechtlich nicht bindend sei und darauf abziele, die jüngsten positiven Gespräche zwischen der EU und der Türkei zu sabotieren.

Erdoğan erinnerte an seine erste Amtszeit als Ministerpräsidenten und fügte hinzu, dass die EU während dem Gipfeltreffen die Türkei aufgrund der Durchsetzung einer „stillen Revolution" lobte.

„Jetzt mittlerweile lädt uns die gleiche EU noch nicht mal mehr auf die Gipfeltreffen ein und verschwendet auch unsere Zeit", sagte der Präsident.

Laut Erdoğan, wollen die meisten Türken nicht mehr Teil der EU werden und glauben, dass die Union die Türkei „unaufrichtig" behandelt.

„Trotz allem werden wir noch für eine kurze Zeit der EU die Tür offen halten. Wir werden sehen, was uns das bringen wird", fügte Erdoğan hinzu.

Im Gespräch über die anhaltende Krise zwischen Katar und den vier arabischen Ländern, darunter Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Bahrain, sagte Erdoğan, dass man in der Golfregion den Dialog und Frieden fördern möchte.

„Wir möchten hier so schnell wie möglich eine Lösung finden. Die Türkei ist niemals dafür, dass sich Muslime in der Region gegenseitig töten. Wir wollen auch nicht sehen, wie Muslime sich gegenseitig bekämpfen, wir haben das ganze satt", sagte Erdogan.

Der Präsident fügte hinzu, dass die Türkei einen hohen Preis für die Ereignisse im Jemen, in Libyen, in Palästina und in Syrien zahle. Aufgrund dessen habe das Land eine Blockade gegen Katar nicht akzeptiert.

Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die Komoren, Bahrain, Jemen und die Malediven brachen die diplomatischen Beziehungen zu Katar am 5. Juni ab und verhängten eine Verkehrs- und Handelsblockade, weil sie das Land beschuldigen, den Terrorismus zu unterstützen. Auch Mauretanien schloss sich an, während Jordanien seine diplomatischen Beziehungen zu Katar lediglich herabstufte. Doha leugnet die Vorwürfe und charakterisiert sie als einen „ungerechtfertigten" Versuch, das Land diplomatisch zu isolieren. Die Türkei hatte sich kurz darauf dazu bereit erklärt, die Führung bei der Krisenlösung zu übernehmen.

Entsprechend den lokalen Medienberichten, beschuldigen Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die VAE im speziellen 59 Einzelpersonen und 12 Wohltätigkeitsorganisationen in dem Wüstenstaat Katar, Verbindungen zu Terroristen zu haben.

Die Liste umfasst auch den ägyptischen Vorsitzenden der „Internationalen Vereinigung der islamischen Gelehrten" Yousef el-Qaradawi und Abdullah bin Khalid, den ehemaligen katarischen Innenminister. Der Antrag wurde offiziell von den katarischen Behörden abgelehnt.

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