Erdoğan: Westen versteht Anti-Terror-Einsätze der Türkei nicht

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 13.07.2017 00:00
Aktualisiert 13.07.2017 14:08
DHA

Präsident Recep Tayyip Erdoğan rief am Mittwoch die westlichen Partner Ankaras dazu auf, gegenüber der Türkei mehr Empathie zu empfinden, um die Terrorbekämpfung, die sich gegen die Gülenisten-Terrorgruppe nach dem Putschversuch am 15. Juli und die Terrororganisation PKK richtet, zu verstehen.

„Ich bitte Sie, wie sonst soll ein Land auf eine Organisation reagieren, das in den letzten zwei Jahren fast 2.000 ihrer Sicherheitskräfte verloren hat, die die unter ihrer Kontrolle stehenden Regionen in Syrien unterdrückt, drangsaliert und ethnische Säuberungen durchführt?", sagte Erdoğan bezüglich der PKK und ihrem syrischen Ableger YPG, bei einer Veranstaltung für ausländische Investoren in Istanbul.

„Stellen Sie sich eine Organisation vor, die die Brücken von New York schließt und alle töten, die sich ihr nähern. Die mit Panzer durch die Straßen von London fahren und dabei Menschen und Fahrzeuge überrollen. Stellen Sie sich Bombenabwürfe auf den Berliner Bundestag vor, auf das römische Polizeihauptquartier oder das Gemeindegebäude in Brüssel ", sagte Erdoğan und bezog sich auf die Angriffe der FETÖ-Putschisten am 15. Juli, die sich gegen die Bevölkerung und staatlichen Einrichtungen richtete.

Ankara kritisierte seine westlichen Partner, die nicht rechtzeitig auf den Putschversuch reagiert hätten und keine konkreten Maßnahmen gegen die FETÖ in ihren Ländern ergriffen haben. Erdoğans Äußerungen kamen nachdem der Westen des Öfteren die Operationen gegen die FETÖ scharf kritisierte.

„Stellen Sie sich vor, dass zur selben Zeit eine Gruppe in ihrem Land und direkt an ihrer Grenze ihre Bürger tötet, ihr Land belästigen und immer öfter ihre Soldaten angreifen. Was würden Ihre Staaten tun? Ich bin mir sicher, dass sie mehr tun würden als die Türkei jetzt tut", so Erdoğan.

Der Präsident betonte, dass alle Operationen und Ermittlungen rechtsstaatlich und völlig transparent durchgeführt würden und fügte hinzu, dass der derzeitige Ausnahmezustand in naher Zukunft aufgehoben werden würde.

„Wir werden [den Ausnahmezustand] beenden, wenn dieser nicht länger im Kampf gegen den Terror benötigt wird. Die FETÖ-Fälle nehmen langsam Gestalt an. Wir machen auch Fortschritte im Kampf gegen die PKK. Daher ist es möglich, dass der Ausnahmezustand, der nur teilweise aktiv ist, in der nächsten Zukunft aufgehoben werden kann", erklärte Erdoğan.

Der Ausnahmezustand wurde, nach dem gescheiterten Putschversuch des letzten Sommers, am 21. Juli in Kraft gesetzt.

Am 15. Juli versuchte eine Gruppe der Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen. Der Putschversuch wurde von loyalen militärischen Truppen, zusammen mit Polizeieinheiten und Millionen von türkischen Bürgern, verhindert. 246 Menschen, hauptsächlich Zivilisten, wurden von den Putsch-Soldaten getötet, während mehr als 2.000 Menschen verletzt wurden.

Die türkischen Oppositionsparteien vereinten sich gegen den Putschversuch und verurteilten ihn aufs Schärfste. Sie betonten ihre Entschlossenheit die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei aufrechtzuerhalten.

Die türkische Regierung hat wiederholt erklärt, dass der tödliche Putschversuch von den Gülen und seiner Gülenisten-Terrororganisation (FETÖ) durchgeführt wurde.

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