Präsident Erdoğan: Lausanne-Vertrag bedarf einer Überarbeitung

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 07.12.2017 00:00
Aktualisiert 07.12.2017 17:03
IHA

Präsident Recep Tayyip Erdoğan stellte bei seinem Griechenland-Besuch Teile des Vertrages von Lausanne infrage.

Einige Details des Vertrages seien unklar, sagte Erdoğan am Donnerstag in Athen in Anwesenheit seines griechischen Amtskollegen Prokopis Pavlopoulos.

„Während Bürger griechischer Abstammung ohne jegliche Diskriminierung in der Türkei in Frieden leben können, darf in Westthrakien das Wort ‚türkisch' nicht einmal geschrieben werden", erklärte Erdoğan und hob hervor, dass der Schutz der ethnischen Türken in Griechenland einen hohen Stellenwert für die Türkei habe.

„Den Muslimen in Westthrakien ist es nicht einmal Erlaubt ihren eigenen geistlichen Oberhaupt in ihrer Gemeinschaft zu wählen (...)".Er nannte dies als einen Beweis dafür, dass die Bestimmungen im Vertrag von Lausanne nicht regelkonform angewandt würden.

Das durchschnittliche Einkommen der Türken in Westthrakien betrage 2.200 US-Dollar, jedoch seien keinerlei Investitionen oder wirtschaftliche Entwicklung zu sehen. Daher müsse der Vertrag von Lausanne überarbeitet werden, so Erdoğan.

Pavlopoulos bestand jedoch darauf, dass der Vertrag „weder einer Revision noch einer Überarbeitung bedarf". Das Abkommen definiere das Territorium und die Souveränität Griechenlands und der Europäischen Union. Dies „sei nicht verhandelbar."

Der türkische Präsident forderte zudem eine dauerhafte Lösung der aktuellen Probleme in der Ägäis und auf Zypern.

Der Vertrag von Lausanne hatte nach dem Türkischen Befreiungskrieg 1919-1922 unter anderem die Grenzverläufe zwischen Griechenland und der Türkei und die Umsiedelung muslimischer und christlicher Minderheiten geregelt. Außerdem war darin der umfassende Schutz der verbliebenen Minderheiten in den jeweiligen Ländern vereinbart worden.

Erdoğans Reise nach Athen markierte den ersten Besuch eines türkischen Präsidenten in Griechenland seit 65 Jahren.

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