Erdoğan: Türkei wird Afrin an rechtmäßige Eigentümer zurückgeben

DAILY SABAH MIT AFP
ISTANBUL
Veröffentlicht 11.04.2018 00:00
Aktualisiert 11.04.2018 12:32
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Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die Forderung Russlands nach einer Rückgabe der nordsyrischen Region Afrin an das syrische Regime scharf zurückgewiesen.

„Dies ist ein sehr falscher Ansatz. Wir wissen sehr gut, an wen wir Afrin zurückgeben werden." Den Zeitpunkt dafür werde man selber festlegen, „nicht Herr Lawrow", sagte Erdoğan am Dienstag laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Man müsse zunächst über die Orte reden, die „unter der Hand" von Fremdmächten kontrolliert würden. Die Erklärung, dass diese Gebiete bereitwillig vom Regime übergeben wurden, könne „uns nicht überzeugen", so Erdoğan.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Montag gesagt, die einfachste Weise, die Situation in Afrin zu normalisieren, wäre es, die Region „der Kontrolle der syrischen Regierung zurückzugeben". Russland hatte den syrischen PKK-Ableger YPG bereits zum Beginn der türkischen Offensive im Januar gedrängt, Afrin an Damaskus zu übergeben, doch hatte sie dies abgelehnt.

Lawrow bemerkte am Montag, Erdoğan habe „niemals gesagt, dass die Türkei Afrin besetzen wolle". Tatsächlich hat die Türkei immer betont, die Region ihren „rechtmäßigen Eigentümern" zurückgeben zu wollen.

Die türkischen Streitkräfte (TSK) führen seit dem 20. Januar die „Operation Olivenzweig" durch, die sich gegen den syrischen PKK-Ableger, die „Volksschutzeinheiten" (YPG) richtet. Ziel der Operation ist die Schaffung von Sicherheit und Stabilität entlang der türkischen Grenzen und der Region sowie die Beseitigung von Terroristen zum Schutz der syrischen Bevölkerung. Am 18. März war Afrins Stadtzentrum von den Terroristen befreit worden.

Die heute von der YPG in Nordsyrien kontrollierten Gebiete waren 2013 von den Truppen des Assad-Regimes aus taktischen Gründen kampflos zurückgelassen worden. Das sogenannte Autonomiegebiet „Rojava" entstand nicht zuletzt durch die Vertreibung beachtlicher Teile der arabischen und turkmenischen Bevölkerung. Die Türkei möchte durch die Sicherung Afrins eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerungsteile ermöglichen. Dies sieht die Türkei als Grundbedingung für die Einheit Syriens.

Die PYD/YPG stellt nicht nur eine Bedrohung gegen andere Volksgruppen dar, sondern auch für kurdische Bevölkerungsteile, die sich dem Machtanspruch der PKK-Ableger nicht unterordnen wollen. Zwangsrekrutierungen, Verhaftungen oder Enteignung stehen in den PYD/YPG-Gebieten auf der Tagesordnung. Nach außen hin versucht die Propagandamaschine in der selbsternannten „Autonomen Region Rojava" ein rein positives Bild zu vermitteln. Es soll den Anschein einer demokratischen Ordnung inmitten einer krisengeschüttelten Region erweckt werden. Die westlichen Medien spielen bei der Verbreitung dieses verzerrten Bildes eine maßgebliche Rolle. Ferner entsteht so ein falscher Eindruck von den syrischen PKK-Ablegern.

Russland ist der wichtigste Verbündete des syrischen Regimeführers Baschar al-Assad, während die Türkei in dem Konflikt die Oppositionellen unterstützt. Seit Anfang 2017 setzen sich die beiden Länder gemeinsam für eine politische Lösung ein und Erdoğan steht im engen Austausch mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Beobachter verweisen jedoch darauf, dass erhebliche Interessengegensätze bleiben.

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