Deutsche Delegation besucht PYD-kontrollierte Gebiete in Nordsyrien

DAILY SABAH
ISTANBUL
Veröffentlicht 29.05.2018 00:00
Aktualisiert 29.05.2018 14:04
Reuters

Eine deutsche Delegation aus Politik und Universität hat am Montag die nordsyrische Region Rojava besucht, um die von dem syrischen PKK-Ableger PYD kontrollierten Gebiete zu besichtigen und deren Vertreter zu treffen. Dies berichtete die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANHA.

Die 11-köpfige Delegation, bestehend aus Bundestagsabgeordneten und Akademikern, wird sich laut ANHA bis zum 4. Juni dort aufhalten. Geplant seien Besuche der Gebiete Qamischli, Kobane, Heseke und Manbidsch. Unter den Teilnehmer befinden sich unter anderem Zakin Nastic, die menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion der Linken, und Jan van Aken, ebenfalls von den Linken.

Außerdem seien Gespräche mit PYD-Vertretern über mögliche Ansätze für Frieden in Syrien und die jüngsten Angriffe des Assad-Regimes geplant. Auch das Schicksal inhaftierter deutscher Daesh-Terroristen und die Verwendung deutscher Waffen in der Region sollen thematisiert werden.

Die PYD messe dem Besuch der deutschen Delegation einen hohen Wert bei. Es gebe ihnen das „Gefühl, nicht allein zu sein", sagte Mizgin Ahmed, eine Vertreterin der PYD.

Laut der Bundestagsabgeordneten Nastic ist die Delegation „von den Errungenschaften der Revolution sehr beeindruckt". Es sei ein „Unding", dass die Bundesregierung die Türkei im Kampf gegen die PYD unterstütze.

Für die Türkei stellt die „Partei der Demokratischen Union" (PYD) und ihr bewaffneten Flügel, die „Volksschutzeinheiten" (YPG), eine Terrorbedrohung dar. Sie gelten außerdem als syrische Ableger der Terrororganisation PKK. Diese wird von den USA, der EU und der Türkei als Terrororganisation eingestuft. Die EU und die USA sehen in der PYD und YPG dennoch einen Verbündeten im Kampf gegen Daesh.

Die bis heute von der YPG in Nordsyrien kontrollierten Gebiete waren 2013 von den Truppen des Assad-Regimes aus taktischen Gründen kampflos zurückgelassen worden. Das sogenannte Autonomiegebiet „Rojava" entstand nicht zuletzt durch die Vertreibung beachtlicher Teile der arabischen und turkmenischen Bevölkerung. Die Türkei möchte durch die Sicherung Afrins eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerungsteile ermöglichen. Dies sieht die Türkei als Grundbedingung für die Einheit Syriens.

Die PYD/YPG stellt nicht nur eine Bedrohung gegen andere Volksgruppen dar, sondern auch für kurdische Bevölkerungsteile, die sich dem Machtanspruch der PKK-Ableger nicht unterordnen wollen. Zwangsrekrutierungen, Verhaftungen oder Enteignung stehen in den PYD/YPG-Gebieten auf der Tagesordnung. Nach außen hin versucht die Propagandamaschine in der selbsternannten „Autonomen Region Rojava" ein rein positives Bild zu vermitteln. Es soll den Anschein einer demokratischen Ordnung inmitten einer krisengeschüttelten Region erweckt werden. Die westlichen Medien spielen bei der Verbreitung dieses verzerrten Bildes eine maßgebliche Rolle. Ferner entsteht so ein falscher Eindruck von den syrischen PKK-Ablegern.

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