Türkei findet Beweise zum Mord von Khashoggi

DAILY SABAH MIT REUTERS
ISTANBUL
Veröffentlicht 16.10.2018 00:00
Aktualisiert 16.10.2018 17:19
AP

Die türkische Polizei hat am Dienstag im saudi-arabischen Konsulat Beweise gefunden, die auf die Ermordung Jamal Khashoggis hinweisen sollen, sagte ein türkischer Beamter gegenüber der Associated Press.

Zuvor hatte die Polizei nach dem saudiarabischen Konsulat auch eine Durchsuchung der Residenz des Konsuls angekündigt. Nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdoğan prüften die Ermittler unter anderem, ob in dem Fall Gift eine Rolle gespielt haben könnte. Khashoggi ​wurde nach Einschätzung der türkischen Behörden in dem Konsulat ermordet. Saudi-Arabien weist dies zurück. US-Medien berichteten allerdings, das Königreich bereite eine Erklärung vor, mit der es einräume, dass der Regierungskritiker bei einem schief gelaufenen Verhör ums Leben gekommen sei.

US-Außenminister Mike Pompeo versuchte derweil im Auftrag von Präsident Donald Trump, sich in Riad ein Bild von der Lage zu machen. Er traf unter anderem König Salman und nach Medienberichten den Kronprinzen Mohammed bin Salman, der wiederholt Regierungskritiker festnehmen ließ. Über den Inhalt der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. Trump hat dem engen US-Verbündeten Saudi-Arabien mit ernsten Konsequenzen gedroht, zugleich aber nach einem Gespräch mit König Salman spekuliert, "schurkische Killer" könnten verantwortlich sein.

Der Fall sorgte zunehmend für Verunsicherung an den Märkten. Sowohl die saudiarabische Börse als auch die Landswährung gaben zwischenzeitlich deutlich nach, bevor sie sich wieder etwas erholten. Mehrere Bankenchefs sagten ihre Teilnahme an einer großangelegten internationalen Investorenkonferenz in Saudi-Arabien in der kommenden Woche ab.

Medienberichten zufolge sollte das Konsulat im Laufe des Tages erneut durchsucht werden. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet sprach sich dafür aus, dass im Fall Khashoggi die diplomatische Immunität aufgehoben werde. Der zuletzt in den USA lebende Journalist gilt seit einem Besuch des saudiarabischen Konsulats in Istanbul am 2. Oktober als verschwunden. Die Türkei beschuldigt Saudi-Arabien, Khashoggi getötet und seine Leiche fortgeschafft zu haben. Türkische Regierungsvertreter haben der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, die Behörden verfügten über eine Tonaufnahme, die nahelege, dass Khashoggi in dem Konsulat getötet worden sei. Die USA und Saudi-Arabien seien über die Aufnahme in Kenntnis versetzt worden.

CNN berichtete, Saudi-Arabien bereite eine Erklärung vor, dass Khashoggi ohne Genehmigung verhört worden sei. Demnach soll das Verhör des "Washington Post"-Kolumnisten außer Kontrolle geraten und der Regierungskritiker dabei gestorben sein. Die Verantwortlichen sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Die "New York Times" berichtete dagegen, dass Kronprinz Mohammed bin Salman einem Verhör oder einer Überstellung von Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien zugestimmt habe. Die Regierung in Riad wolle den Prinzen schützen, indem sie einen Geheimdienstmitarbeiter für den vermasselten Einsatz verantwortlich mache, hieß es in dem Blatt weiter. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sagte, noch sei von Saudi-Arabien "kein Geständnis" eingegangen. Er erwarte aber mehr Informationen, wenn Pompeo in Kürze in die Türkei komme.

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